Zur Geschichte des Braunkohlebergbaus sowie der Braunkohleveredlung im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf

Jürgen Bartholomäus

In der Gegend zwischen Wildgrube und Schönborn kann man wie nirgendwo anders im Elbe-Elster-Kreis in einem kompakten, überschaubaren Gebiet vielfältige Spuren eines ausgedehnten Bergbaus auf Braunkohle förmlich in der Landschaft lesen (Abb. 1). Freilich sind diese Merkzeichen für den Laien nicht ohne weiteres erkennbar, bedarf es selbst für die meisten Bewohner des Landkreises kundiger Führer und gezielter Hinweise, diese aufzufinden und zu erkennen. Zum großen Teil erhalten sind Gebäude der Hohenzollernzeche, einer Brikettfabrik in Bad-Liebenwerda, sowie verschiedene Baulichkeiten der Tröbitzer Brikettfabrik „Hansa“. Deren markantestes Bauwerk ist die neue Kraftwerkshalle, die nie – wie wir noch sehen werden – als solche genutzt wurde. Kippen, Halden, Tiefbaubruchfelder, Tagebaurestlöcher, Stollenmundlöcher, Reste von Betriebsanlagen und nicht zuletzt das komplette Ensemble des technischen Denkmals Brikettfabrik „Louise“ (Abb. 2) zeugen davon, dass diese Region fast 150 Jahre lang ein wichtiger Standort des Braunkohlebergbaus sowie der Veredelung von Braunkohle im Westen des Niederlausitzer Braunkohlereviers gewesen ist. Während Gewinnung und Förderung von Braunkohle seit dem Ende der 1950er Jahre hier eingestellt wurden, ging die Braunkohlebrikettierung an den Standorten Domsdorf und Wildgrube bis Anfang der 1990er Jahre weiter, kam die dazu nötige Kohle per Zug aus dem Förderraum Lauchhamer.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann im Domsdorf-Tröbitzer Gebiet der Abbau der Braunkohle. Durch Funde an solchen Stellen, wo die Kohle mit ihrem Flözausgehenden zutage trat, war man auf den Rohstoff aufmerksam geworden, jedoch ohne von Anfang an die volle Tragweite der Entdeckung zu begreifen.

Nach mündlicher Überlieferung befand sich eine solche Fundstelle in Nähe der heutigen Kleingartenanlage Domsdorf-Siedlung. Der erste planmäßig geführte Bergbaubetrieb war Grube „Pauline“ bei Schönborn (Abb. 1). Sie befand sich am Nordosthang von „Gottschlings“ Berg, gegenüber der heute stillgelegten Glashütte. Seit 1847 förderte man dort Braunkohle1, zunächst im Tiefbau, später in der Tagebautechnologie. Es dauerte Jahrzehnte bis im Revier um Domsdorf weitere Braunkohlengruben ihren Betrieb aufnahmen. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Halle-Cottbus stiegen jedoch die Absatzchancen. Davon profitierten zumindest einzelne Betriebe. So konnte Grube „Pauline“ ihr Absatzgebiet für Nasspresssteine – ein Vorläuferprodukt der Braunkohlebriketts – bis nach Reußen, einem Ort in der Nähe von Halle, ausdehnen.2

Schließlich gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwischen den Orten Schönborn und Rothstein bzw. Domsdorf etwa 20 Braunkohleschächte, die in Abhängigkeit vom örtlich-regionalen Absatz erst einmal diskontinuierlich förderten. Noch vor der Jahrhundertwende waren die meisten von ihnen längst wieder außer Betrieb. Als Besitzer dieser Kleinstbetriebe traten größtenteils Landwirte der Umgebung auf, jedoch erwirbt alsdann relativ frühzeitig eine Finsterwalder Braunkohlen-Bergbaugesellschaft die ersten Kohlenfelder. Später treten als Grubenbesitzer weitere Einzelunternehmer auf. Sie kauften, wie zum Beispiel Justizrat Köpke aus Liebenwerda, gezielt landwirtschaftlich genutzte Flächen für eine spätere bergbauliche Nutzung. Nach Inkrafttreten des „Allgemeinen Bergrechts für die preußischen Staaten“ von 1865 musste jedoch jeder Bergbaubetrieb gegenüber dem Bergamt durch einen bergbaulich ausgebildeten Repräsentanten – meist ein Steiger – vertreten sein. Um die Jahrhundertwende – die Errichtung von Kohlegewinnungs- und -veredelungsanlagen wurde immer kapitalintensiver – verdrängten zunehmend Kapitalgesellschaften die kleinen Einzelunternehmer.

Übersicht über weitere wichtige Aufschlüsse von Braunkohlengruben im Kreis Liebenwerda3:

 

Grube

Standort

Beginn des Aufschlusses

Friedrich Gustav

Hohenleipisch

1864

Nr. 450

Kraupa

1864

Robert

Biehla

1868

Liebenwerda

Domsdorf

1875

Alwine

Domsdorf

1876

Therese

Domsdorf

1877

Bernhard Wilhelm

Domsdorf

1878

Wilhelmine

Domsdorf

1880

Luise-Anna

Döllingen

1883

Michaek

Domsdorf

1883

Paukisch

Domsdorf

1887

Rothstein

Rothstein

1887

Daniel

Rothstein

1887

Alexandra II

Hohenleipisch

1889

Maasdorf

Domsdorf

1892

Vogelsfreude

Rothstein

1893

Lubwart

Domsdorf

1895

Lauchhammer III

Lauchhammer

1897

Milly

Bockwitz

1897

Emanuel

Naundorf

1901

Wohlfahrt

Rothstein

1907

Ada

Döllingen

1911

Marie-Anne

Kleinleipisch

1911

Gotthold

Hohenleipisch

1912

Anna

Hohenleipisch

1919

Heinrich

Döllingen

1923

Die Entwicklung der Braunkohleindustrie im Domsdorf-Tröbitzer Gebiet ist mit Personen verbunden, die maßgeblich Einfluss auf diesen Industriezweig ausübten und eine gewisse Pionierrolle spielten. Beispielgebend ist hier Carl Schwabach.4 1906 bezeichnete ihn das Liebenwerdaer Kreisblatt in einem Nachruf als Begründer der Domsdorfer Braunkohlenindustrie.5 Schwabach tritt zunächst als Repräsentant der Tiefbaugrube „Bismarck“ auf, die nördlich der Schadewitzer Straße in Domsdorf gelegen, von der bereits erwähnten Finsterwalder Braunkohlen-Bergbaugesellschaft gegründet worden war. Darüber hinaus vertrieb er Kohle der Grube „Alwine“, die ihm und zwei weiteren Gesellschaftern gehörte. Zum damaligen Zeitpunkt verfügte „Alwine“ – heute zeugt eine kleine Wohnsiedlung zwischen Domsdorf und Tröbitz von ihrer Existenz – neben der Schönborner Grube Pauline als einzige über einen eigenen Bahnanschluss.6 Wenig später schied Schwabach als Besitzer von „Alwine“ aus. Offensichtlich verkaufte er die Grube an die Bergbaugewerkschaft „Eintracht I“. Bald darauf ist der umtriebige Schwabach mit einem neuen Projekt beschäftigt, das in einem persönlichen Fiasko endet: Unter seiner Leitung entsteht in Liebenwerda 1889/90 die „Hohenzollernzeche“. Sie war bis 1899 in Betrieb und verfügte über eine der ersten Brikettfabriken der Region, bekohlt über eine Drahtseilbahn aus einem Tiefbauschacht der Grube „Daniel“ bei Rothstein.7 Was Fachleute von Anfang an ahnten, findet schnelle Bestätigung. Das ehrgeizige Unternehmen gerät nach kurzer Betriebszeit in Zahlungsschwierigkeiten. Ein viel zu kleines Kohlefeld und nicht zuletzt die weite Förderung mit der Drahtseilbahn – sie gestaltete sich im Winter wegen des hohen Wassergehalts der Kohle besonders problematisch – waren Ursachen für den Misserfolg. Zahlreiche Gläubiger der Region und der Stadt Liebenwerda verloren ihr eingesetztes Kapital, Schwabach selbst sein gesamtes Vermögen, wozu auch ein Gut in Maasdorf gehörte. Nach der Stillegung der ebenfalls ihm gehörenden Tiefbaugrube „Maasdorf“ verlässt er die Region und stirbt 1908 total verarmt in Lucka. Noch Jahrzehnte später taucht sein Name im Zusammenhang mit Grundstücksangelegenheiten und Baugenehmigungen auf. Manche Domsdorfer Hausbaubesitzer können geplante Hausbauprojekte erst in den späten 1930er Jahren realisieren, nachdem im Grundbuch das Vorkaufsrecht der Firma Schwabach gelöscht worden war.8

Technisches Denkmal Brikettfabrik „Louise“ und seine Geschichte

Insgesamt sind im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf Kohlenfelder mit einer Gesamtausdehnung von 2.300 Hektar ausgebeutet worden.9 Deren ausdruckvollstes Zeugnis ist heute die bereits erwähnte Brikettfabrik „Louise“. Sie firmierte zuletzt unter dem wenig prosaischen Namen Brikettfabrik „Lauchhamer 62“. Mit Ausnahme der letzten noch in Betrieb befindlichen Brikettfabrik Schwarze Pumpte (Mitte) ist diese Anlage die einzige in der Lausitz – hier arbeiteten in den letzten 100 Jahren insgesamt etwa 120 Brikettfabriken10 -, deren technische Ausrüstung fast vollständig erhalten ist. Teilweise stammt sie noch aus dem Jahr der Inbetriebnahme. (Abb. 3)

Die Geschichte von „Louise“ beginnt in den späten 1870er Jahren: Erste Kunde erhalten wir von einem Herrn Schmidtsdorf, der am 30. August 1877 dem Bergamt Halle-Ost den Tiefbauschacht „Louise“ beschreibt und anzeigt. Schmidtsdorf scheint im Auftrag der Finsterwalder Braunkohlen-Bergbaugesellschaft Repräsentant von „Louise“ sowie von Grube „Therese“ gewesen zu sein. In dieser Eigenschaft zeigt er am 19. Januar 1882 dem Hallenser Bergrevierbeamten, d.h. dem Königl. Bergrat Mehner, an, dass die Gesellschaft beabsichtigt, den Grubenbetrieb dauerhaft zu eröffnen und eine Brikettfabrik zu „etablieren“.11 Neun Monate später, im September 1882, ging diese dann in Betrieb. Mit Schreiben vom 1. Oktober 1882 erhielt das Bergamt Mitteilung über die personelle Zusammensetzung der Betriebsleitung sowie der Aufsichtspersonen. Unterzeichnet hat das Schreiben Josel Werminghoff. Er leitete zu diesem Zeitpunkt die Gewerkschaft „Eintracht I“, die sich bald darauf zu einer der größten Kapitalgesellschaften der Lausitzer Braunkohlenindustrie entfaltete.12 Nachdem die Finsterwalder Bergbaugesellschaft in Konkurs gegangen war, übernahm die „Eintracht“ „Louise“ als ihr erstes Besitztum im Lausitzer Revier. Die Brikettfabrik blieb bis zur ihrer Sillsetzung 1991 fast ununterbrochen in Betrieb. Ursprünglich mit zwei Exter-Einfachstrangpressen ausgerüstet, verfügte sie zum Schluss über drei Zwillingspressen und fünf Einstrangpressen, die älteste davon Modell 1883, die jüngste Baujahr 1985. Seit der Betriebsgründung stehen die vier Tellertrockner, Baujahr 1881, an ihrem Montagestandort. Sie sind nach wie vor voll funktionsfähig, einer ist zu Demonstrationszwecken hergerichtet (Abb. 4, 5).

Mit zunehmender Pressenkapazität wuchsen die anderen Betriebsabteilungen. Zum Schluss waren sechs Teller- und zwei Röhrentrockner unterschiedlicher Größe und Alter in Betrieb. Parallel dazu passte man die Kesselanlage den höheren Kapazitäten an. Am Anfang hatte die Fabrik fünf Kessel mit dem heute bescheiden anmutenden Druck von 5 atü, bei der Stillsetzung verfügte sie über 11 Kessel. Das bedeutete eine größere Heizfläche und einen Druck von 12 bzw. 10 atü, bei einer überhitzten Dampftemperatur von 292°C/280°C. Das Wahrzeichen der Industrieanlage, der Schornstein, ist nicht mehr derselbe wie 1882. Seit 1901 waren es zwei, die allerdings 1925 im Rahmen einer Kesselhauserweiterung dem jetzt noch existierenden Schornstein weichen mussten (Abb. 6). Selbst den kürzte man in den 1990er Jahren im Rahmen der Denkmalsanierung und aus Sicherheitsgründen um einige Meter. All diese baulichen wie technologischen Veränderungen haben seit den 1880er Jahren das Gesicht von „Louise“ gewandelt. So erstaunt es nicht, dass der Lageplan von 1882 nicht mehr mit dem jetzigen identisch ist. Gleichwohl wurden die Bauwerke der Gründerzeit nicht abgerissen, vielmehr hat man sie im Laufe der Zeit sukzessive umgebaut, erweitert oder umgenutzt. Kühlhaus und Rohkohlebunker, die zur Optimierung des Produktionsablaufes und der Qualitätsverbesserung der Briketts entstanden, kamen neu hinzu.

Die technologische Weiterentwicklung und die Erhöhung der Produktionskapazität bestimmten über die Jahre nachhaltig die Entwicklung der Fabrik. In diesem Zusammenhang war die ständige Verbesserung der Energiewirtschaft von besonderer Bedeutung.

Die Modernisierung des Fabrikbetriebes

Eine Zäsur für die weitere Betriebsentwicklung war die durchgängige Einführung der Elektroenergie. Seit 1882 lief das Werk mit einfacher Dampf-Antriebstechnik und Petroleumlicht. Anfang hielt nur eine Dampfmaschine die Anlagen der gesamten Fabrik in Bewegung. Später kamen separate Antriebsmaschinen für den Nassdienst, d.h. für den Aufbereitungsbereich der grubenfeuchten Kohle, und den Betrieb des Trockendienstes hinzu. Nach 1925 begann die Installierung des allgemeinen Elektroantriebes auf der gesamten Grube. Gleichwohl ging die Einführung der neuen Energieform „Elektrizität“ nur schrittweise voran. Zuerst wurden die Betriebsanlagen durchgehend mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Später folgten die Kraftanlagen. Erst mit dem Neuaufschluss des Tagebaus „Alwine“ kam auch ein elektrisch betriebener Abraumbagger zum Einsatz.13 Zeitzeugen14 berichten, dass die Tellertrockner Ende der 1920er Jahre (vermutlich 1928) vom Dampfmaschinen- auf Elektromotorenantrieb umgestellt wurden. Die beiden Röhrentrockner liefen von vornherein mit einem elektrischen Antrieb. Darüber hinaus setzte man für den gesamten Trockendienst von Anfang an die moderne Antriebstechnik ein, d.h. Drehstromnebenschlussmotoren. Erstmalig wird im Jahr 1904 eine elektrische Beleuchtung erwähnt. 1908 entstand auf „Louise“ die ursprüngliche Kraftzentrale. Ein Jahr später ging der erste Generator, ein sogenannter Schwungradgenerator, in Betrieb. Heute können Besucher des Denkmals seine Technologie an einem maßstabsgerechten Modell nachvollziehen. Für die Zukunft ist geplant, einen Generator gleicher Bauart aus einem anderem Werk der Region dauerhaft auf „Louise“ zu präsentieren. Unter einem Schwungradgenerator versteht man eine Dampfmaschine, bei der das Schwungrad als Generator ausgebildet ist. Die Maschinenleistung betrug bei einer Spannung von 3 x 500 Volt Wechselstrom etwa 250 Kilowatt. Während dieser Zeit setzte sich der Drehstrom gegenüber dem bisher üblichen Gleichstrom durch. Für den relativ weit entfernten Tagebau wurde die Spannung auf 5.000 Volt hoch- und dann am Verbrauchsort wieder auf 500 Volt abgespannt. Die Beleuchtungsspannung betrug 110 Volt.

Modernisierung des Grubenbetriebes

Für den eigentlichen Betrieb einer Brikettfabrik war die Einführung der Elektrizität als Antriebsenergie nicht so bedeutsam wie für die Tagebautechnik, die mit ihrer Hilfe einen massiven Aufschwung nahm. Beispielgebend war die 1924 in Betrieb genommene erste Abraumförderbrücke der Welt auf Grube „Agnes“ bei Plessa.15 Die Brückentechnik repräsentierte eine Technologie, die mit der Dampfmaschinentechnik nicht realisierbar gewesen wäre. Das Gleiche galt für moderne Schaufelradbagger.

Moderne Tagebautechnik setzte sich auch auf Grube „Louise“ sehr bald durch: Bereits 1902 begann das Werk, nordwestlich der Fabrik Kohle im Tagebau abzubauen (Abb. 1). Ihr Transport geschah vermutlich mittels Unter-Tage-Strecken zum Förderschacht der Fabrik, um dort durch die vorhandene Dampfmaschine nach Übertage befördert zu werden. Zunächst passierte die eigentliche Kohlengewinnung aus den Tagebaufeldern südlich und südöstlich der Brikettfabrik noch im Handbetrieb (Schurrenbetrieb, d.R.)16, während das Abräumen des Deckgebirges mittels dampfbetriebener Eimerkettenbagger erfolgte. Ab 1924 kam auch in der Kohlengewinnung ein dampfbetriebener Eimerkettenbagger zum Einsatz. Später ersetzte man die beiden dampfbetriebenen Abraumbagger durch einen elektrischen Doppelschütter – Eimerkettenbagger D 300. Wenig später kam in der Kohlengewinnung für die Aushaltung des Zwischenmittels ein Schaufelradbagger zum Einsatz. Er ersetzte endgültig die aufwendige Handschachtung. Da er sich gut bewährte, gab die Eintracht AG für „Louise“ einen zweiten Schaufelradbagger in Auftrag, der anstelle des Eimerkettendampfbaggers die Kohle abbaute.17

Für die Abraumbewegung lieferte 1929 die Firma Bleichert (Leipzig) einen so genannten Kabelbagger, eigentlich einen Kabelkran. Dieser Kabelkran war mit dem Bagger D 300 verbunden. Dessen Abraum-Massen förderte die Anlage mittels eines Kübels von der Baggerseite auf die Haldenseite, wo sie verstürzt wurden. Die Seile, über die dieser Kübel lief, waren an zwei Maschinentürmen aufgehängt, einer auf der Baggerseite, einer auf der Haldenseite. Gleichwohl erwies sich diese Anlage für „Louise“ als ungeeignet. Der voll beladene Kübel zog die Türme regelmäßig zur Grubenmitte. Dadurch entstanden kaum beherrschbare Gefahrensituationen, was schließlich dazu führte, dass im Dezember 1930, wenige Monate nach ihrer Inbetriebnahme, die Stillsetzung der Anlage erfolgte.18

Die Domsdorfer Abraumförderbrücke und ihr schwieriger Betrieb

Anstelle des Kabelkranes ging schon ein Jahr später, im Oktober 1931, eine Förderbrücke in Betrieb. Sie war eine der kleinsten des Reviers, wenn nicht überhaupt die Kleinste, und sie blieb von schlimmen Havarien verschont. Z.B. führte im Februar 1948 ein schwerer Sturm zum Einsturz der Brücke. Unter großen Schwierigkeiten – Material, Ausrüstungen und Fachleute waren in der Nachkriegszeit schwer aufzutreiben – wurde sie bis 1949 wiederaufgebaut, blieb sie bis 1954 im Tagebau Domsdorf in Betrieb. Wegen des sich verschlechternden Verhältnisses von Deckgebirge zur Kohle (D : K – Deckgebirge-Kohle-Verhältnis, d.V.) veranlasste die Eintracht AG Ende der 1930er Jahre eine Brückenertüchtigung, u.a. schloss man neben dem vorhandenen Eimerketten-Tiefbagger noch einen Hochbagger an.

Trotz ihrer geringen Größe schrieb die Domsdorfer Förderbrücke Technikgeschichte: Sie war die erste Brücke des Lausitzer Reviers, die 1939 circa drei Kilometer mit eigener Antriebskraft über Land verfahren wurde. Nach Auskohlung des so genannten Schadewitzer Feldes des Tagebaus Domsdorf bekam die Förderbrücke im Tagebau Grünewalde noch eine zweite Chance. Noch heute finden sich im Förderraum um Domsdorf Spuren ihres Betriebes, kann man ihre Tätigkeit, vorausgesetzt man/frau hat einen kundigen Führer, in der Bergbaufolgelandschaft lesen. Die so genannten Restlöcher 121, 124 und zum Teil 122 sind durch den Einsatz dieser Förderbrücke entstanden. Obwohl diese Folgelandschaft sich über 50 Jahre in freier Sukzession entfaltete und das von ihr ausgehende Gefahrenpotential als relativ gering angesehen werden kann, wird diese einzigartige Landschaft gegenwärtig im Auftrag der Lausitzer- und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV, d. Red.) „saniert“. Es wird einige Mühe kosten sicherzustellen, dass nicht sämtliche Spuren des beschriebenen Bergbaubetriebes für immer verschwinden. Das würde das technische Denkmal Brikettfabrik „Louise“ in seiner Erklärung entwerten.

Ausbau der Kraftzentrale der Brikettfabrik „Louise“

Nach dem Ersten Weltkrieg stand die Brikettfabrik „Louise“ vor der Aufgabe, den zunehmenden Energiebedarf des Tagebaubetriebes abzudecken. Das bedeutete ständige Erweiterung der vorhandenen Energieerzeugungsanlagen. Aus diesem Grunde wurde die Kraftzentrale der Fabrik in zwei Bauabschnitten 1924 und 1938 zur heutigen Größe erweitert.19 Leider sind die Schwungradgeneratoren, die 1908 (250 Kilowatt, J.B.) und 1924 (etwa 300 Kilowatt, J.B.) zur Aufstellung kamen, Anfang der 1960er Jahre verschrottet worden. Der 1938 in Betrieb genommene Turbogenerator (1,25 Megawatt, J.B.) blieb bis zur Stillsetzung der Fabrik im Jahr 1991 in Betrieb (Abb. 7). Da der Abdampf der Turbine zusammen mit dem Abdampf der Pressen der Kohletrocknung diente, lastete man die Maschine im Normalbetrieb stets nur zu einem Drittel aus, da andernfalls ein Überangebot an Trockendampf bestanden hätte, der dann in die Luft geblasen werden musste. In Zeiten von Energiemangel, wie z.B. nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, durchbrach man dieses Prinzip sehr oft. Mündlich ist überliefert, dass beim so genannten Inselbetrieb, also wenn der Betrieb sich ohne Netzeinspeisung selbst versorgen musste, die Spannung regelmäßig beträchtlich absank, vor allem dann, wenn die Förderbrücke Frostschichten im Abraum anbaggerte. Eine Netzeinspeisung seitens der Elektroversorger bestand früher schon. Jedenfalls war der Abspannturm der Tagebaustation für einen solchen Freileitungsanschluss ausgelegt. Auf einem Lageplan der Braunkohlenverwaltung Mückenberg20 ist eine 15-Kilovolt-Freileitung vom Ort Domsdorf her über den Laasweg (Schwarzer Weg) zur Tagebaustation (später Gleichrichterstation) eingezeichnet. Ab etwa 1950 erfolgte über die Grube „Hansa“ die Einspeisung vom Landesnetz. Nach 1938 gab es keine Erweiterung der Energieerzeugungsanlagen von „Louise“. 1950 kam lediglich Kessel 11 zur Aufstellung, dessen modernere Muldenrostfeuerung bei Führungen durch das Denkmal in seiner Funktionsweise regelmäßig vorgeführt wird.

Der Wandel zum technischen Denkmal

Seit Anfang der 1950er Jahre kam es in der Fabrik selbst zu keinen größeren Erweiterungsbauten mehr. Erwähnenswert ist jedoch der Einbau der Kühlwindsichteranlage im Jahr 1966. Damit stieg der Leistungsbedarf gegenüber der Jalousiekühlanlage21 von circa 10 kW auf fast 200 kW! 1985 kam nach der Demontage der alten Pressen 2, 3 und 4 eine neue, moderne Zwillings-Brikettpresse der Firma Zemag/ Zeitz zur Aufstellung. An dieser Stelle soll der Einbau der Elektrofilter in die so genannten Brüdenschlote nicht unerwähnt bleiben. Unter Brüden versteht man den Dampf, der aus der Rohkohle herausgetrocknet wird. Der Wassergehalt der Kohle wird dabei von etwa 60 Prozent auf 40 Prozent reduziert. Natürlich entweicht über den Schornstein nicht nur dieser Brüden, sondern auch der beim Trockenprozess aufgewühlte Kohlenstaub. Bereits Anfang der 1920er Jahre gab es Versuche, mittels Elektrofilter diesen Kohlenstaub zurückzugewinnen, um ihn dann zu verpressen. Anfang der 1930er Jahre bekamen die beiden Röhrentrocknerschlote derartige Anlagen. Die sechs Tellertrockner bleiben ohne eine solche. Sie allein dürften etwa vier Prozent der getrockneten Feinkohlenmenge – etwa zehn Tonnen Kohlenstaub pro Tag (!) – über die Schlote in die Luft und damit auf die Fabrik geblasen haben! Zu solchen, auch während DDR-Zeiten von den bergpolizeilichen Vorschriften abweichenden Technologien gehörten ferner der Einsatz veralteter Förderschnecken. Eine Ausnahmegenehmigung für deren Betrieb war beim zuständigen Bergamt jedes Jahr neu zu beantragen. Diese wurde regelmäßig erteilt, obwohl die Technik große Gefahren für den gesamten Fabrikbetrieb mit sich brachte.22 Den Rohkohlenabsatz stellte das Domsdorfer Werk noch vor Stillsetzung der Fabrik ein. Die dafür notwendigen Anlagen sind längst demontiert.

Am 18. November 1991 presste die inzwischen schon legendäre Presse 1, Jahr 1883, das letzte Brikett. Ein knapptes Jahr später, im September 1992, erfolgte die Aufnahme der Brikettfabrik – sie trug nun wieder ihren traditionellen Namen „Louise“ – als Gesamtensemble in die Denkmalliste des Landes Brandenburg. Die Trägerschaft für das zu entwickelnde technische Denkmal übernahm die Stadt Wahrenbrück – ein mutiger Schritt, der beispielgebend sein sollte. Seitdem sind mit Bergbausanierungs- und Denkmalgeldern umfangreiche Sanierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen an Dächern, Bauwerken und Innenanlagen durchgeführt worden. Zwölf unterschiedliche Maschinen und technische Anlagen werden bei Führungen durch das begehbare technische Denkmal in Funktion vorgeführt.

Weitere Brikettfabriken und Förderbetriebe im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf

Von April 1882 bis 1991 waren im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf zu unterschiedlichen Zeiten neben dem ausführlich beschriebenen Werk „Louise“ vier weitere Brikettfabriken in Betrieb. Sie gehörten zu verschiedenen Grubenbetrieben, die jeweils eigene Kohlenfelder ausbeuteten.

1. Grube „Pauline“ bei Schönborn

Wie bereits oben erwähnt, befand sich der Standort der Brikettfabrik „Pauline“ an der Wahrenbrücker Straße in Schönborn (Abb. 1). Heute sind die Spuren dieser Produktionsanlage weitgehend getilgt. Im Wald gelegen befinden sich dort noch Stallungen des in roter Ziegelbauwese errichteten Mehrfamilienhauses. Von der Produktionsstätte selbst ist nur noch das Gebäude der alten Schmiede erhalten. Vor der Inbetriebnahme der Fabrik produzierte man hier Nasspresssteine. Seit April 1882 bis 1924 war die Brikettfabrik in Betrieb (Abb. 8, 9). Anfangs kamen drei einfache Brikettstrangpressen sowie vier heißluftbeheizte Trockner (Windtrockenöfen) zur Aufstellung. Letztere stellten wegen der großen Verpuffungsgefahr ein erhebliches Betriebsrisiko (allein 1883 vier Explosionen, J.B.) dar. Deshalb tauschte man sie im Jahr 1884 gegen dampfbeheizte Trockenöfen aus.23

Die Bekohlung erfolgte aus einem Untertagebetrieb, später aus einem Tagebau. Die Auskohlung geschah übertage zunächst in Handschachtung, dem so genannten Schurrenbetrieb, und untertage im traditionellen Tiefbauverfahren des Pfeilerbruchbaus. Beim untertägigen Kohleabbau entdeckte man unterhalb der Abbausohle ein zweites Kohleflöz, das später alle Betriebe des gesamten Förderraumes ausschließlich im Tagebaubetrieb abbauten.

2. Hohenzollernzeche in Bad Liebenwerda

Der Standort der Hohenzollernzeche befand sich in der Berliner Straße, ihre Inbetriebnahme erfolgte im Mai 1890. Die Bekohlung geschah wie bereits erwähnt über eine 6,5 Kilometer lange Drahtseilbahn von der Tiefbaugrube „Daniel“ bei Rothstein. Der Standort dieser Grube ist heute noch erkennbar. An dieser Stelle befand sich auch die Dampfmaschine (etwa 23 PS, J.B.) für den Antrieb der Drahtseilbahn.24

Sehr bald erwies sich die Unternehmung wegen der geringen Kohlenvorräte und des langen Förderweges als irreparabel defizitär. Was folgte waren häufige Besitzwechsel. Nach 1900 richtete man in den Räumen der Hohenzollernzeche eine Ofenfabrik ein (Abb. 10). Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass heute die Gebäude der damaligen Brikettfabrik noch weitgehend erhalten sind (2010 abgerissen – d.R.). Sie gleichen in ihrer Struktur und Anordnung denen der Brikettfabrik der Beutersitzer Kohlenwerke.

3. Die Beutersitzer Kohlenwerke

Der Standort der ersten Betriebsanlagen der Beutersitzer Kohlenwerke befindet sich heute im Südrandbereich vom so genannten Restloch 120 (Abb. 1). Dort gab es 1896 einen Tiefbauschacht, Schacht „Wilhelm“. Die hier geförderte Kohle expedierte man über eine Drahtseilbahn zum Bahnhof Beutersitz. Im Juni 1898 ging die Brikettfabrik in Betrieb (Abb. 10). Etwa zur gleichen Zeit verlor das Werk durch einen Brand die Endstation ihrer Drahtseilbahn am Bahnhof. Ein mit der Eintracht AG – wir erinnern uns, sie war die Besitzerin von Grube „Louise“ – abgeschlossener Vertrag25 legte später fest, dass die Anschlusslok der Fabrik „Louise“ auch die Kohleprodukte der Beutersitzer Kohlenwerke nach Beutersitz transportiert, d.h. nachdem eine entsprechende Stichbahn nach dem Bahnhof 1922 und ein neuer Brikettbunker auf dem Grubenanschlusshof von „Wilhelm“ gebaut worden war. Entsprechend dem Trend zur Großraumförderung hatte man hier bereits 1921 eine neue Waggonwaage mit einer Kapazität von 40 Tonnen gebaut, die der alten Waage betrug lediglich 25 Tonnen.26

Die Brikettfabrik – in der Region bekannt unter dem Namen „Wildgrube“ bzw. „Fabrik 61“ des Braunkohlekombinats Lauchhamer – rüstete die Maschinenfabrik Magdeburg-Buckau aus. Zunächst kamen vier Röhrentrockner und drei Einstrangbrikettpressen zur Aufstellung.

Für die Dampferzeugung standen vier Kessel mit je 95 Quadratmeter Heizfläche zur Verfügung. Der Kesseldruck betrug 8 atü. Mitte der 1920er Jahre gab es umfangreiche Modernisierungen auf „Wildgrube“. Gebaut wurden ein neues Kesselhaus mit Steilrohrkesseln und einem Schornstein sowie ein Maschinenhaus mit zwei Dampfturbinen.27 Im Betriebsplanantrag für das Jahr 1926 – wir wissen, dass die Wirtschaft der Weimarer Republik inzwischen boomte und der Brennstoffbedarf entsprechend groß war – begründet die Betriebsleitung der Beutersitzer Kohlenwerke die damalige Investitionsentscheidung folgendermaßen: Nach Ausdehnung der Grubenanlage „Wilhelm" Mitte der 1920er Jahre reicht „die elektrische Zentrale in der Brikettfabrik für unseren Grubenbetrieb in der bisherigen Stärke nicht mehr aus".28 Deshalb müsse man „eine neue elektrische Zentrale in solcher Höhe […] erbauen, dass wir unseren Bedürfnissen gerecht werden und außerdem die Erdbagger des Abraumbetriebes mit elektrischem Strom versorgen können".29

Bei der Fabrikstillsetzung im November 1991 waren acht Flammrohr- und zwei Steilrohrkessel, vier Einfach- und drei Zwillingspressen sowie sechs, zeitweise sieben Röhrentrockner im Einsatz. Die Brikettierleistung entsprach etwa der von „Louise", d.h. circa 500 Tonnen am Tag. Neben der technischen Ausrüstung unterschied sich „Wildgrube" von „Louise“ dadurch, dass sie mit Blick auf den (West-)Berliner Markt ab dem Jahr 1962 zur „Bündelfabrik“ ausgebaut wurde. Anfangs erfolgte die Bündelung (25 kg Bündel = 5 x 8 Briketts, J.B.) per Hand, später, d.h. in den 1980er Jahren geschah das vollautomatisch.30 Herausragendes Kennzeichen von „Wildgrube“ waren fast ein Jahrhundert lang die beiden Fabrikschornsteine, 1898 und 1927 aufgemauert. Heute sucht man diese identitätsbildenden Landmarken vergebens.

Die zu verpressende Kohle kam zunächst aus dem unmittelbaren Umfeld der Fabrik. Sie gewann man sowohl im Tagebau als auch im Tiefbau (Grubers Teich bzw. RL 120, J.B.). Ein Tiefbauschacht befand sich westlich vom alten Tröbitzer Sportplatz, die Kohle wurde mittels Drahtseilbahn zur Fabrik gefördert (Abb. 12). Schließlich gingen die Beutersitzer Kohlenwerke zum reinen Tagebaubetrieb über. 1935 nahm man eine kleine, aber für ihre Zeit sehr moderne Förderbrücke in Betrieb.31 Der hunderte Meter lange Ausleger benötigte keine Haldenstütze. Er war über Seilverbindungen mit einem Gegengewicht verbunden. Das Fahrwerk, sonst üblicherweise mit Drehstrommotoren bestückt, wurde bei dieser Brücke über einen Leonardsatz mit Gleichstrommotoren betrieben.32 Die Brücke erwies sich als außergewöhnlich leistungsfähig und technologisch robust. Ab 1959 ersetzte sie die zusammengestürzte Förderbrücke im Tagebau Klettwitz.

Nach der Auskohlung der Kohlenfelder um Domsdorf / Tröbitz wurde ab 1. Januar 1958 Brikettfabrik 61 („Wildgrube“, J.B.), ähnlich wie ihre „Schwester“ Bfk 62 („Louise“, J.B.), vom Lauchhammerförderraum her fremd bekohlt. Neben dem Ausbau zur Bündelfabrik und den Besonderheiten der Förderbrücke sind die beiden bereits oben beschriebenen Steilrohrkessel technikgeschichtlich von besonderem Interesse. Sie waren die modernsten, die je in einer Brikettfabrik des Förderraumes Schönborn-Tröbitz-Domsdorf installiert wurden. Ihrer heute vergleichsweise bescheidenen Dampfleistung entsprachen immerhin zwei Drittel der Kapazität von „Louise“, die ihre mit ihren elf Kesseln erreichte.

Mit einiger Sicherheit können wir davon ausgehen, dass die Fabrikbeleuchtung der Beutersitzer Kohlenwerke GmbH von Anfang an elektrisch geschah. Im Gegensatz zu „Louise“, die ein modernes Niederspannungsnetz von 500 Volt besaß, arbeitete man in Wildgrube mit den üblichen 3 x 380 V. Nur die Gruppenantriebe vom Nass- und Trockendienst wurden von je einem Drehstrommotor mit einer Spannung U = 3.000 V betrieben. Bei Ausfall eines solchen Motors stand hilfsweise eine Dampfmaschine als Antriebskraft zur Verfügung. Ab den 1960er Jahren stellte das Braunkohlenkombinat Lauchhamer die Fabrik auf Einzelantriebe um. Die Dampfmaschine (Typ „Hirschberg“, J.B.) wurde leider verschrottet.

Nach der Stilllegung der Wildgruber Brikettfabrik im November 1991 und ihrem darauffolgenden „Rückbau“ blieb von den eigentlichen Betriebsanlagen nichts erhalten. Hier dehnt sich heute eine öde Rasenfläche aus, die offensichtlich niemand mehr braucht. Lediglich einige Nebengebäude und Werkswohnungen erinnern an den regional bedeutsamen Industriestandort im sonst agrarischen Umland.

4. Grube „Hansa“ bei Tröbitz

Grube „Hansa“ (Neue Senftenberger Kohlenwerke, d. Red.) nahm bei der Kohlengewinnung über Tiefbauförderschacht, Kettenbahnförderung usw. eine vergleichsweise Entwicklung wie „Louise“ oder die Beutersitzer Kohlenwerke (Abb. 1). Die Brikettfabrik ging 1902 in Betrieb und war von Anfang an elektrifiziert.33 Die Industriearchitektur der Anlage unterscheidet sich von den bisher beschriebenen Fabriken: Pressenhaus, Trockendienst, Kesselhaus und Kühlhaus sind in Form eines Kreuzes angeordnet (Abb. 13). Der Trockendienst befand sich also nicht wie bei Fabrik 61 oder der Hohenzollernzeche über dem Pressenhaus. Mit sechs Pressen und zehn Röhrentrocknern (Heizfläche je 715 m², J.B.) ging die Fabrik 1902 in Betrieb. Bei der Stillsetzung 1952 trockneten noch neun Röhrentrockner, z.Z. mit wesentlich größerer Heizfläche, die Kohle. Zuletzt verpressten sechs Einfach- und vier Zwillingspressen die getrocknete und klassierte Kohle zu Briketts. 23 Flammrohrkessel erzeugten den notwendigen Dampf. Im Kraftwerk waren in der Endphase folgende Maschinen installiert: Ein Schwungradgenerator P = 1.080 KVA, U = 240 V; ein Schwungradgenerator P = 1570 KVA, U = 3 KV; 1 Gegendruckturbosatz mit 2 Generatoren (1,5 MW und 1,75 MW, U = 3 KV, J.B.); eine Kondensatturbine P = 195 MW, U = 525 Volt. Letztere war nach der Fabrikstilllegung noch bis 1966 in Betrieb.

Grube „Hansa“ hat, wie auch „Louise“ und „Wilhelm“, Kohlenfelder südlich der Bahnstrecke Cottbus-Falkenberg ausgebeutet. Die Auskohlung der nördlich gelegenen Fläche geschah ausschließlich durch „Hansa“, zunächst im Tiefbau, dann im Tagebaubetrieb. Die Abbauverhältnisse (bis zu 45 m Abraum) erforderten frühzeitig den Einsatz einer Förderbrücke. Sie ging 1927 als zweite der Lausitz in Betrieb (Abb. 14). Nach Auskohlung des so genannten Ostfeldes im Jahr 1952 war sie bis 1975 noch im Tagebau Skado bei Laubusch als zweite Brücke im Einsatz.

Wahrzeichen von „Hansa“ waren drei weithin sichtbare Schornsteine, der älteste aus dem Jahr 1901, der mittlere von 1913 oder 1924 und der dritte von 1935. Während die älteren eine Höhe von 60 m erreichten, war der zuletzt errichtete mit einer Höhe 95 m gleichzeitig der Rekordhalter für alle derartigen Bauwerke im Raum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf. Er sollte nämlich zusätzlich die Rauchgase durch einen Wasservorwärmer „ziehen“. Allerdings war der Zug dafür – trotz seiner Höhe – nicht ausreichend. Schließlich plante die Betriebsleitung, einen elektrisch betriebenen Saugzug einzubauen. Das Projekt kam jedoch nicht mehr zur Ausführung – warum, können wir nur vermuten.

Weiter war geplant, dass Grube „Hansa“ alle anderen Grubenbetriebe der Region „überleben“ sollte. Grundlage dafür waren die so genannten Prießener Felder, deren Ergiebigkeit noch während des Zweiten Weltkrieges durch Bohrungen zweifelsfrei erkundet wurde. Die DDR – sie setzte bekanntlich in ihrer auf Autarkie ausgerichteten Volkswirtschaft auf die Braunkohle als fast ausschließlichen Primärenergieträger – verfolgte unter dem Namen „Braunkohle Buchhain“ ernsthaft dieses Projekt. Noch während des Krieges veranlasste die Senftenberger Kohlenwerke AG (Werhahn-Konzern, J.B.)34 auf der Basis der erkundeten Kohlevorräte umfangreiche Erweiterungsbauten auf Grube „Hansa“. In dieser entstand u.a. der markante Klinkerbau, der später als Halle 1 zur Weichenproduktion und dann als Hochregallager genutzt wurde (Abb. 15). Ursprünglich war dieses Bauwerk als Kraftwerk konzipiert. Entsprechend der Unternehmensplanung sollte das neue Kraftwerk noch 1945 in Betrieb gehen, ausgerüstet mit einem Turbogenerator P = 22 MW, U = 6 KV und zwei Kesseln, Leistung 51/64 Tonnen/h bei 135 atü (bar) und einer Dampftemperatur von 500 °C. Der Krieg und seine wirtschaftlichen Gegebenheiten verhinderten dies. Aus heutiger Sicht ist fraglich, ob das Projekt realistische Chancen einer Umsetzung hatte. Die Lagerstättenvorräte der Prießener Felder waren zum überwiegenden Teil nur als Kraftwerkskohle zu verwenden, ganz abgesehen von den ungünstigen Lagerungsverhältnissen. Außerdem schwankte die Flözmächtigkeit an einigen Stellen zwischen null und acht Metern. Das Einzige, was vom neuen „Hansa“-Kraftwerk seinem ursprünglichen Zweck entsprechend genutzt wurde, war das Schalthaus. Anfang der 1950er Jahre bestanden hier Leitungsverbindungen zur Brikettfabrik in Wildgrube und zur Gleichrichterstation von Grube „Louise“. Außerdem existierte eine Verbindung über zwei Leitungen zum regionalen Energieversorger, Schaltstelle Doberlug-Kirchhain. Die Spannung für alle Abgänge betrug 15 KV. Von „Hansa“ sind noch einige Baulichkeiten erhalten: das Magazin, die mechanische Werkstatt und das ehemalige Kühlhaus. Letzteres wird als Verwaltung genutzt. Nach wie vor wird das Ensemble von dem Kraftwerksbau dominiert, der gegenwärtig zum größten Teil ohne Nutzung ist.

5. Die Tiefbaugrube „Alwine“

Befährt man/frau aus Richtung Tröbitz kommend die Landesstraße nach Bad Liebenwerda, findet sich sehr bald rechter Hand ein unscheinbares Gebäudeensemble. Nur wenige Eingeweihte wissen, dass es sich hier um ungenutzte Gebäude der ehemaligen Tiefbaugrube „Alwine“ handelt (Abb. 1). Im Februar 1876 zeigte der dem Leser inzwischen wohl bekannte Bergwerksbesitzer Schwabach dem zuständigen Bergamt in Halle an, dass er beabsichtigt, an der Schadewitzer Straße der Ortschaft Domsdorf einen Tiefbauschacht für die Gewinnung von Braunkohle abzuteufen. Das war die Geburtsstunde von „Alwine“ – ein im Förderraum vergleichsweise kleines Grubenunternehmen, das bis 1918 Bergbau auf Braunkohle betrieb. Bereits ein Jahr nach der Anmeldung des Grubenbetriebes wurde eine neue Förderstätte beschrieben. Ihr Standort befand sich an dem der oben erwähnten Wohnsiedlung. Das große Familienhaus war das ehemalige Maschinenhaus, der westlich davon liegende Schuppen das Schachtgebäude, daneben befinden sich Fundamentreste der ehemaligen Verladebrücke. Bereits 1877 wird der Bau einer Anschlussbahn angezeigt, deren Trasse mit dem jetzigen Helmaweg identisch ist. Später verlegte man das Gleis über Grube „Louise“, mit der „Alwine“ lange eine Betriebsgemeinschaft bildete (Abb. 16). Jetzt war man in der Lage, die Kohle in der westlichen Verlängerung der Helma-Trasse zu vermarkten.35 Auf „Alwine“ existierte frühzeitig eine untertägige Kettenbahnanlage. Ursprünglich hatte die Grube drei Besitzer, ab 1885 ging sie – wir kennen das bereits von „Louise“ – in das Eigentum der Gewerkschaft „Eintracht“ I, der späteren „Eintracht“ Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG (ab 1. Januar 1887, d. R.), über.36 Wenn man von „Louise“ absieht, standen die „Eintracht“-Erwerbungen im westlichen Förderraum des Lausitzer Reviers unter keinem guten Stern. Von einem spektakulären Ereignis aus dem Jahr 1888 ist zu berichten: Am 4. August zerstörte ein verheerendes Feuer Förderturm, Maschinengebäude und den Hauptförderschacht von „Alwine“. Ursache war die Kettenbahn, deren Kette an einem Holzstempel geschliffen hatte. In dem Bestreben, die durch die Qualmentwicklung entstandenen schlechten Wetter rasch abzuführen, ordnete Direktor Zschoke an, auf dem Förderkorb ein kleines Feuer zu entzünden, um eine Sogwirkung im Förderschacht zu erzielen. Dabei dachte er in diesem Moment nicht an das frisch geteerte (geschmierte) Förderseil, an dem sich dann das Feuer blitzschnell nach oben ausbreitete und die beschriebenen Verwüstungen anrichtete. Dafür wurde Zschoke von der Konzernleitung mit einer Geldstrafe von 30 Mark belegt, was damals in etwa dem Schichtlohn von zehn Häuern entsprach. Im selben Jahr lösen sechs Jugendliche aus Tröbitz die Bremsen von drei Waggons, so dass diese bergab bis zum Bahnhof Beutersitz rollten. Der dort befindliche Prellblock war nicht in der Lage, sie aufzuhalten. Das waren Schäden, die vergleichsweise schnell, aber kostenintensiv, behoben werden konnten. Ein betriebswirtschaftliches Desaster ganz anderer Art war die Erwerbung der nahe von Hennersdorf gelegenen Grube „Emilie“ – ihre Bruchfelder sind heute noch beidseitig der Landestraße zwischen Finsterwalder und Hennersdorf zu sehen – im Jahr 1883. Vor allem deren kaum zu beherrschende Wasserzuflüsse erzwangen nach wenigen Betriebsjahren die Aufgabe von „Emilie“.37

Zurück zu „Alwine“: Ab 1909 wurde die Grube über eine Ferndampfleitung vom Kesselhaus „Louise“ versorgt, das eigene Kesselhaus außer Betrieb genommen. Dampf benötigte man vor allem für den Betrieb der vorhandenen Dampfmaschinen. Folgende Dampfmaschinen kamen hier 1884 zur Aufstellung: 1. Wasserhaltung, Leistung 60 PS; 2. Fördermaschine, Leistung 16 PS; 3. Kettenbahnbetrieb, Leistung 12 PS. Im selben Jahr verfügte die Grubenanlage über nachfolgende Gebäude: Wasserhaltungshaus/ Maschinenhaus, Kesselhaus, Fördermaschinenhaus, Förderturm, Zechenstube, Kettenbahnmaschinenhaus.38

Die Förderung betrug: 1876 etwa 90.484 Hektoliter (= ca. 6.500 Tonnen, d.R.), 1913: 2.400.000 Hektoliter (= ca. 171.000 Tonnen, d.R.).39

1918 erfolgte die Stillsetzung von „Alwine“, lediglich die Wasserhaltung blieb weiter in Betrieb.

Die kleineren Tiefbaugruben

Neben den beschriebenen Braunkohlengruben gab es im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf etwa 12 Tiefbaubetriebe. Sie hatten oftmals nur kleine Abbauflächen von wenigen Hektar.

Erwähnenswert sind Grube „Vogelsfreude“ und Grube „Michael“ (Abb. 1). Erstere war von 1893 bis 1923 in Betrieb, letztere nur von 1883 bis 1909. „Vogelsfreude“ verdankt ihren Namen dem Besitzer der Nachbargrube „Daniel“. Überliefert ist, dass Herr Vogel zu seinem Nachbarbetrieb ein etwas gespanntes Verhältnis hatte. Das Stollenmundloch von „Vogelsfreude“ ist heute noch erhalten und zu besichtigen, imposant vor allem durch die einfallende Strecke über eine schiefe Ebene (Abb. 17). Als sich in den 1920er Jahren auch im äußersten Westen des Lausitzer Braunkohlenreviers die „Tiefbauzeit“ endgültig dem Ende zuneigte40, wurde die Grube 1923 stillgesetzt. Ausschlaggebend für den konkreten Zeitpunkt war auch, dass die mächtige „Eintracht AG“ der Bergwerkgesellschaft „Vogelsfreude“, sie überlebte den eigentlichen Grubenbetrieb bis in die 1930er Jahre, den Bahnanschluss über „Alwine“ verwehrte, was zur Verbesserung der Absatzchancen dringend notwendig gewesen wäre. Zeitzeugen berichten, dass einige Zeit die Kohle mittels vollgummibereifter LKWs zum Bahnhof Liebenwerda transportiert wurde – eine störanfällige wie umständliche Methode, zudem betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll.

Kleines Fazit

Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Elbe-Elster war der Braunkohlenbergbau um Schönborn, Tröbitz und Domsdorf über mehr als ein Jahrhundert, die Veredelung sogar 150 Jahre, ein wichtiger industrieller Wertschöpfungsfaktor der ansonsten ländlichen Region, u.a. deswegen ist hier so explizit darauf eingegangen worden. Die Ansiedlung solch vergleichsweise großer Industriebetriebe berührte alle Bereiche des menschlichen Lebens, prägte die Landschaft sowie ihre Siedlungs- und Infrastruktur. In manchen Ortschaften, wie z.B. in Schilda, hat sich während der „Kohlezeit“ die Bevölkerungszahl vervierfacht.

Mit den Industrieansiedlungen kam der technische Fortschritt in die ansonsten rückständige Region. Zum Beispiel wurden von der Grube „Hansa“ aus die Dörfer Tröbitz, Schönborn-Eichwald einschließlich Försterei Weißhaus bis in die 1960er Jahre mit Elektroenergie versorgt. In abgeschwächter Form traf das auch für „Louise“ zu. Sie versorgte bis 1961 die Siedlungen Domsdorf und Alwine mit elektrischem Strom. Die Ortsteile Eichwald, BKW und Tröbitz-Nord verdanken ihre Existenz gänzlich dem Bergbau.

Darüber hinaus beeinflusste der Bergbau kulturelle Traditionen. Bergleute, sie kamen meist von außerhalb, integrierten sich schrittweise in das kulturelle Leben der Ortschaften, schufen neue Traditionen. Waren es zu Anfang nur Theatergruppen, in denen Bergleute mitwirkten, so erreichte das kulturelle Leben etwa um 1950 einen Höhepunkt. Es gab Chöre in Domsdorf und Schönborn, Mandolinengruppen, Volkstanzgruppen usw. Im Sport trat die Federballgruppe besonders hervor.

Von großer Bedeutung waren die Aus- und Fortbildungskapazitäten der Unternehmen: Bereits frühzeitig waren die Braunkohleunternehmen bemüht, eigenen, qualifizierten Nachwuchs heranzubilden. Die Ausbildung von Lehrlingen erfolgte vor allem durch die „Beutersitzer Kohlenwerke“ und durch „Hansa”, später auch auf „Louise“, die erst 1949 eine eigene Lehrwerkstatt bekam. Ab 1951/52 sind die Lehrlinge aller drei Betriebe zentral in der Turbinenhalle des Kraftwerksneubaus von Grube „Hansa“ ausgebildet worden, bis man 1953 die bergmännische Berufsausbildung nach Lauchhammer verlagerte.

Nicht verschwiegen werden soll ein trauriges Kapitel der regionalen Bergbaugeschichte: die Beschäftigung von Zwangsarbeitern während der beiden Weltkriege, vor allem des Zweiten Weltkrieges. Die Zwangsarbeiterquote Lausitzer Bergbauunternehmen betrug zu verschiedenen Zeiten bis 75 Prozent der Gesamtbelegschaft.41 Ein Umstand, der öffentlich bis heute kaum reflektiert wird. 1943 waren z.B. auf Grube „Hansa“ 297 so genannte Ostarbeiter und 34 „sonstige“ Ausländer beschäftigt, teilweise unter erbärmlichen Arbeits- und Lebensbedingungen.

Der Bergbau hat in der Region bis heute seine Spuren hinterlassen. Zum einen sind dies die völlig veränderten Landschafts- und Reliefformen, vor allem die interessanten wassergefüllten Restlöcher, aber auch die erodierten, bewuchsfeindlichen Rippenstrukturen der Halden und Kippen sowie die Tiefbaubruchfelder. Auf der gesamten ausgekohlten Fläche sind noch zahlreiche Fundamentreste, Fragmente von Brückenbauten zu finden, die es teilweise wert sind, für die Nachwelt erhalten zu werden.

 

Der Beitrag erschien unter: Bartholomäus, Jürgen: Zur Geschichte des Braunkohlenbergbaus sowie der Braunkohlenveredelung im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf. In: Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster (Hrsg.): Ein energiehistorischer Streifzug durch das Elbe-Elster-Land. Kohle, Wind und Wasser. Herzberg/Elster 2001, S. 46-69.

Er wurde hier mit neuen Abbildungen versehen.

 

1 Anm. d. R. Bergamtlich wurde die Grube erst zehn Jahre später, im Jahr 1857 registriert. Vgl. in diesem Zusammenhang: Matthias Baxmann, Bergbau und Verkehrswege im Elbe-Elster Kreis. In: Der Speicher. Jahresschrift des Kreismuseums Finsterwalde und des Vereins der Freunde und Förderer des Kreismuseums Finsterwalde. Heft 1. Bad Muskau 1997.

2 Vgl. Zechenbuch Grube „Pauline“ v. 1878.

3 Vgl. ebd.

4 Vgl. Liebenwerdaer Kreisblatt v. 15. Januar 1876: Hier bietet Carl Schwabach, der aus Tauglitz stammen solle, Kohle aus „seiner“ Grube „Alwine“ an.

5 Vgl. Ebd., vom 27. November 1906.

6 Vgl. Zechenbuch „Pauline“ vom 22. Dezember 1881.

7 Vgl. Zechenbücher der genannten Jahre und verschiedene Ausgaben des Liebenwerdaer Kreisblattes im Zeitraum 11.05. bis 25.06.1889.

8 Aussage beruht auf der mündlichen Überlieferung von W. Janischewski.

9 Vgl. Sanierungsplan Tröbitz/ Domsdorf, S. 21.

10 Vgl. Fridrich Knaut, Brikettfabriken der Lausitz. Ein Streifzug durch mehr als 100 Jahre Baunkohlebrikettierung in der Lausitz. Hrsg. V. Förderverein Lausitzer Bergbaumuseum Knappenrode e.V. Hoyerswerda 1999.

11 Vgl. Zechenbuch „Louise“ 1882.

12 Vgl. Matthias Baxmann, Konzern- und Syndikatsbildung. Zentralisation von Produktion und Kapital im Ostelbischen Braunkohlenbergbau Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Sächsisches Wirtschaftsarchiv e.V./ Universität Leipzig – Sonderforschungsbereich „Regionalbezogene Identifikationsprozesse. Das Beispiel Sachsen.“ 2. Unternehmensgeschichtliches Kolloqium „Staat und Wirtschaft. Die sächsische Entwicklung vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert“, 30.09. bis 02.10.1999, Dresden. (im Druck).

13 Vgl. Zechenbuch „Alwine“ v. 1925.

14 Elektrobrigadier Fischer (†), Brigadier Grögerchen(†)

15 Vgl. den Beitrag von Matthias Baxmann.

16 Mit ziemlicher Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass vor dem Einsatz erster Bagger auch das Abräumen des Deckgebirges mittels Handbetrieb geschah. Freilich geschah dies nur während einer relativ kurzen Übergangszeit.

17 Vgl. Festschrift zur Jubiläumsfeier der Brikettfabrik Domsdorf am 07.10.1957 des VEB Braunkohlenbohrungen und Schachtbau Tröbitz. O.O. 1957.

18 Vgl. Zechenbuch Grube „Louise“.

19 Die Erweiterungsbauten sind durch die Farbgebung an der Fassade des Gebäudes ablesbar, d.h. seit dem Bau von 1908 gab es insgesamt drei Bauabschnitte.

20 Anm. d. Red.: Nach der Sequestrierung (Enteignung) gehörte „Louise“, nun Braunkohlenwerk Domsdorf genannt, vorrübergehend zu dieser Struktureinheit.

21 Bei der Jalousiekühleranlage rutscht die getrocknete Feinkohle über zickzackförmig angeordnete Bleche (Jalousie) von oben nach unten und verliert dabei an Temperatur. Bei diesem Prozess müssen die Bleche bewegt werden. Bei einer Kühlwindsichter-Anlage wird die getrocknete Feinkohle in einen von einem Ventilator erzeugten Luftstrom geschüttet. Das Kohle-Luft-Gemisch wird durch so genannte Zyklone (konische Behälter) gewirbelt. Durch die Fliehkraft gelangt die gegenüber der Luft schwerere Kohle an die Innenwände der Zyklone und rieselt nach unten in den Lamellenförderer. Nach Durchlauf durch mehrere Zyklonstufen gelangt die mehr oder weniger staubfreie Luft über den Ventilator ins Freie.

22 Über die Transportschnecken breiteten sich nicht selten Feuer und Kohlenstaubverpuffungen aus.

23 Vgl. Zechenbuch „Pauline“ v. 1884.

24 Vgl. Liebenwerdaer Kreisblatt vom 11.05. bis 25.06. 1889.

25 Vgl. Zechenbuch.

26 Vgl. Recherche Matthias Baxmann: BLHA Pr. Br. Rep. 14 C Bergrevier Senftenberg Nr. 1092 (unpag.).

27 Anm. d R.: Vgl. ebd. Die zwei modernen Steilrohrkessel lieferte die Fa. Petry-Dereux aus Düren im Rheinland. Sie besaßen je 250 m² Heizfläche und 16 atü Überdruck. Außerdem jeder Kessel einen Dampfüberhitzer von je 65 m² Heizfläche zur Überhitzung des Dampfes auf 350 °C. Weiter waren die Kessel mit zwei Halbgasfeuerungen, System Keilmann & Vöckler (Bernburg/ Saale) ausgerüstet. Der neue Schornstein wurde 65 m über Terrain hoch und hatte eine obere Lichtweite von 2,5 Metern. Er verfügte über eine Entaschungsanlage im Sockelinnern, die in Eisenbeton ausgeführt war. Im Maschinenhaus kamen zwei gebrauchte Anzapfturboaggregate, die bis dahin im Kaliwerk Gewerkschaft Buttlar in Buttlar gestanden haben, zum Einsatz. Die Turbinen besaßen eine Leistung von 800 bzw. 600 kW:

1.) 1 AEG-Anzapfturbine, Baujahr 1912 (800 kW), gebaut für den Betrieb mit Dampf von 12,5 atm Eintrittsdruck und 350 °C Überhitzung, versehen mit einer Anzapfung zur Entnahme von stündlich bis 15.000 kg Dampf von 3 atm, abs. direkt gekuppelt und auf gemeinschaftlicher Grundplatte montiert mit 1 Drehstromgenerator mit einer elektrischen Leistung von 1.000 kVA, 3.150 Volt, 50 Per, 3.000 U/min, einschl. einem unter dem Maschinenhausflur angeordneten Oberflächenkondensation zum Niederschlagen des Dampfes der Turbine bei reinme Kondensationsbetrieb einschl. Nassluftpumpte mit direkt gekuppeltem Antriebsmotor, 220 Volt Drehstrom und der Kühlwasserpumpe mit Antriebsgenerator 3.000 Volt Drehstrom.

2.)  1 AEG-Anzapfturbine, Baujahr 1912, mit einer Leistung von 600 kW, gebaut für den Betrieb mit Dampf von 12,5 atm Eintrittsüberdruck und 350 °C Überhitzung, mit einer Anzapfung versehen zur Entnahme bis stündlich 12.000 kg Dampf von 3 atm, abs. direkt gekuppelt und auf gemeinschaftlicher Grundplatte montiert mit einem Drehstromgenerator, elektr. Leistung von 750 kVA, 3.150 Volt, 50 Per., 3.000 U/min einschließl. einem unter dem Maschinenhausflur angeordnetem Oberflächenkondensator zum Niederschlagen des Dampfes der Turbine bei reinem Kondensationsbetrieb einschl. Nassluftpumpe mit direkt gekuppeltem Antriebsmotor 220 Volt Drehstrom und der Kühlwasserpumpe mit Antriebsmotor 3.000 Volt Drehstrom.

28 Ebd. Betriebsplannachtrag für das Jahr 1926, eingereicht bei der Bergbehörde West-Cottbus am 14.09.1926.

29 Ebd.

30 Anm. d. Red.: Damit war „Wildgrube“ neben der Brikettfabrik „Meurostolln“ ein wichtiger Standort zur Brikettbündelung im Lausitzer Revier. Herausragend für die Geschichte des Standortes „Meurostolln“ war, dass hier 1974 die erste automatisierte Brikettbündelanlage (31 Setz- und Umreifungsautomaten, drei Palettierer, sechs Palettenumreifungsautomaten, Schwerlastrollenbahnen) der Lausitz in Betrieb ging. Von den 1.700 Tonnen Tagesproduktion konnten so bis zu 80 Prozent gebündelt und palettiert werden. Vgl. Archivrecherche Matthias Baxmann: BLHA Pr. Br. Rep. 14 C Bergrevier Senftenberg Nr 1092 und 878 (unpag.).

31 Anm. d. Red.: Wegen der besonderen Konstruktionsweise der Brücke stritten Fachleute darüber, ob das Großgerät noch als Förderbrücke zu klassifizieren oder ob sie lediglich ein Absetzergerät größerer Dimension sei. So schrieb die Region auch Technikgeschichte, die freilich wenig reflektiert ist.

32 Ein Leonardsatz ist ein von einem Drehstrommotor angetriebener Gleichstromgenerator, der die Gleichspannung für die Fahrmotoren lieferte.

33 Vgl. Zechenbuch Grube „Hansa“ v. 1901. Die elektrische Anlage wurde von der damals in der Region sehr bekannten Firma Fa. Herrmann Pöge/ Chemnitz gebaut.

34 Anm. d. Red.: Am 1. Mai 1938 pachtete die Firma Wilhelm Werhan in Neuß a. Rhein das Unternehmen Senftenberger Kohlenwerke AG. Der Konzern hieß ab diesem Zeitpunkt „Senftenberger Kohlenwerke Wilh. Werhahn“, rechtlich bestand die AG weiter. Vgl. Recherche Matthias Baxmann: Landeshauptarchiv (LHA) Magdeburg Rep. F 38 Anhang. OBA Halle Nr. 1159, Bl. 18 r.

35 Vgl. Zechenbuch „Alwine“, Betriebsplan 1877. Am 29. Juni 1877 wird von Schwabach gemeldet, dass der Eisenbahnbau in Angriff genommen worden sei. Am Ende der Bahn sollte eine neue Förderstätte „etabliert“ erden (an der Stelle der heutigen Siedlung „Alwine“). Die Bahn selbst wurde mittels Dampfloks betrieben.

36 Vgl. Braunkohle 31 (1932) 1, S. 49.

37 Vgl. Matthias Baxmann, Konzern- und Syndikatsbildung: Zentralisation von Produktion und Kapital im Ostelbischen Braunkohlenbergbau Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Sächsisches Wirtschaftsarchiv e.V./ Universität Leipzig – Sonderforschungsbereich „Regionalbezogene Identifikationsprozesse. Das Beispiel Sachsen.“ 2. Unternehmensgeschichtliches Kolloqium „Staat und Wirtschaft. Die sächsische Entwicklung vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert“, 30.09. bis 02.10.1999, Dresden. (im Druck)

38 Vgl. Zechenbuch „Alwine“ 1884.

39 Vgl. Zechenbücher „Alwine“ 1876 und 1913. Anm. d Red.: Bis zum Ersten Weltkrieg wurde die Förderleistung meist mit Hohlraummaß Hektoliter (hl) angegeben. 1 hl = 72 kg oder 14 hl = 1 t.

40 Anm. d R.: Nach dem Ersten Weltkrieg vollzog sich in der deutschen Braunkohlenindustrie eine rasante Modernisierungswelle sowie eine einschneidende Konzentration und Zentralisation von Kapital und Produktion, in deren Ergebnis die Familienbetriebe aufgeben mussten oder von den Großen „geschluckt“ wurden. Ursache war im Wesentlichen die gestiegene Bedeutung der Braunkohle als Brenn- und Rohstoff, zusätzlich befördert durch den Verlust der Steinkohlenfördergebiete und der sich rasant entwickelnden Elektrizitätswirtschaft.

41 Vgl. Recherche Matthias Baxmann im BLHA Potsdam.

Abbildunsnachweis

Abb. 1 Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Liebenwerda. Bearbeitet von Heinrich Bergner und Heinrich Nebelsieck. Mit 217 Textbildern, 26 Tafeln in Lichtdruck und einer geschichtlichen Karte von (G.) Reischel (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Heft 29). 1910.

Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tr%C3%B6bitz_003,_Brikettfabrik_Louise.JPG (Foto: Wolkenkratzer - CC BY-SA 4.0).

Abb. 3, 6, 8, 9, 11-14 Sammlung Dr. Günter Grundmann (Detmold).

Abb. 4, 17 Jürgen Bartholomäus.

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brikettfabrik_Louise_(5906356522).jpg?uselang=de (Foto: Rene Schwietzke – CC BY 2.0).

Ab. 7 https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-32002344 (Abgerufen: 8. April 2024).

Abb. 10 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:SchamotteofenFabrik.jpg.

Abb. 15 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Landmaschinenbau_Troebitz.jpg?uselang=de (Foto: René Born – CC BY-SA 2.0).

Abb. 16 https://brandenburg.museum-digital.de/object/4192 (museum digital - CC BY-NC-SA @ Technisches Denkmal Brikettfabrik "Louise").

Empfohlene Zitierweise

Bartholomäus, Jürgen: Zur Geschichte des Braunkohlebergbaus sowie der Braunkohleveredlung im Förderraum Schönborn-Tröbitz-Domsdorf, publiziert am 10.04.2024; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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