Blumberg (Landkreis Barnim)

Felix Koschmieder

Verwaltungszugehörigkeit

  • Mittelmark (Niederbarnimscher Kreis) – bis 1815
  • Regierungsbezirk Potsdam / Kreis Niederbarnim – 1815/16 bis 1947
  • Kreis Niederbarnim – 1947 bis 1952
  • Bezirk Frankfurt (Oder) / Kreis Bernau– 1952 bis 1990
  • Kreis Bernau – 1990 bis 1993, Landkreis Barnim – ab 1993

Lage, Ortsname, Alter und Naturraum

Blumberg liegt nordöstlich von Berlin, etwa auf halber Strecke zwischen Bernau und Alt-Landsberg. Heute ist das Dorf wie Lindenberg, Eiche und Mehrow Teil der Großgemeinde Ahrensfelde und befindet sich an der Bundestraße 158 in unmittelbarer Nähe zum Berliner Autobahnring.

Im Jahr 1253 ist der Name erstmals durch einen „Theodericus de Blumenberch“ belegt (Krabbo 1910, 177). Im Landbuch Kaiser Karls IV. ist die Ansiedlung bereits als „Blumenberg“ (Landbuch 1940, 115) verzeichnet, was in etwa der heutigen Form entspricht.

Offenbar handelt es sich dabei um eine Übertragung. Es ist nicht eindeutig zu klären, ob diese ihren Ursprung in den wettinischen Territorien (Blumberg bei Torgau) oder im erzbischöflich-magdeburgischen Herrschaftsbereich (Blumberg bei Jüterbog) hat (Schlimpert 1984, 38). Wahrscheinlicher ist die letzte Variante, da der westliche Teil des Barnim vermutlich zum Magdeburger Siedlungsstreifen gehörte, ehe er spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts unter askanische Herrschaft kam (Assing 1997, 19-22).

Die Kombination von Begriffen aus dem semantischen Bereich „Natur“ ist für deutsche Siedlungsgründungen des Hochmittelalters im Barnim nicht ungewöhnlich (Schlimpert 1984, 382, 391). In nächster Umgebung finden sich mit den Dörfern Eiche und Lindenberg zwei ähnliche Beispiele.

Bereits in slawischer Zeit führte vermutlich eine Straße oder ein Weg in Nord-Süd-Richtung über Bernau und Alt-Landsberg zum ehemaligen slawischen Hauptort der Region Köpenick. An dieser Strecke lag auch Blumberg. Mit der Ausrichtung des Wegenetzes auf den neuen Hauptort Berlin-Cölln ab dem Spätmittelalter mag diese Route an Wichtigkeit verloren haben, dennoch blieb die Verbindung Bernau-Blumberg-Alt-Landsberg bis in die Neuzeit zumindest von regionaler Bedeutung (Mundt 1932, Karte 4). Die ältere und bedeutendere Heer- bzw. Handelsstraße von Berlin/Spandau nach Oderberg/Hohenfinow verlief im Mittelalter über Bernau und damit zu weit nördlich, um für Blumberg relevant zu sein (Mundt 1932, 68-70 und Karte 4). Spätestens ab 1562 ist aber die wichtige Verbindung aus Richtung der Oder, die Landstraße von Freienwalde über Werneuchen, Ahrensfelde und Falkenberg nach Berlin bezeugt, die auch Blumberg passierte und direkt durch den Ort verlief (Mundt 1932, 73). Damit befand sich Blumberg seit dem Spätmittelalter an oder zumindest nahe einer Kreuzung zweier regional wichtiger Verkehrsrouten: Der Nord-Süd-Trasse nach Köpenick und einer West-Ostverbindung von Berlin in Richtung der Oder.

Die Landschaft um Blumberg ist vor allem durch die Auswirkungen der Saale-Eiszeit geprägt. Die sandigen Böden sind von Söllen (kleinen Seen oder Weihern, die beim Abschmelzen des Eispanzers zurückblieben) durchzogen. Unweit von Blumberg, etwa in der Linie von Ahrensfelde über Eiche, Hellersdorf und Kaulsdorf bis nach Köpenick, erstreckt sich das deutlich fruchtbarere Wuhle-Tal, ein Ausläufer des Berliner Urstromtals.

Das Umland dürfte im Zuge der deutschen Besiedlung des Barnim bereits im Hochmittelalter mit der Anlage bzw. dem Ausbau der Dörfer und ihrer Feldmarken zur landwirtschaftlichen Nutzung weitgehend kultiviert worden sein.(Assing 1995, 102 f.).

Besitzgeschichte

Im Jahr 1237 erhielt das Bistum Brandenburg 100 Hufen Land vom Markgrafen als Tafelgut geschenkt (Ortslexikon 1980, 63). Auf diesem Besitz wurde vermutlich zwischen 1237 und 1253 der Ort Blumberg gegründet (CDB, A VIII, S. 24ff.). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts entbrannte ein Streit um die Vasallendienste des Ortes zwischen Kurfürst Friedrich II. und Bischof Stefan, der unter dessen Nachfolger Dietrich im Jahr 1464 durch eine Verzichtserklärung des Landesherrn zugunsten des Bistums entschieden wurde (Geiseler/Salge 2000, 41) (Abb. 2).

Im Zuge der Reformation kam der Ort 1542 in den Besitz des Kurfürsten, der es noch im gleichen Jahr an Otto von Krummensee verkaufte. Dieser oder ein späterer Otto von Krummensee nahm auf Blumberg seinen Wohnsitz (Geiseler/Salge 2000, 41). Mit dem Erwerb des Ortes durch die von Krummensee dürfte ein Rittergut samt Wirtschaftshof im Dorf angelegt worden sein. Dem Gut waren in dieser Zeit sechs Hufen Land zugeordnet (Fidicin 1857, 47). Ottos Nachfolger, Hans von Krummensee, verkaufte das Gut im Jahr 1602. Die Familie hatte Blumberg also nur ein halbes Jahrhundert in Besitz.

Nächster Besitzer war ab 1603 der kurfürstliche Kanzler und Geheime Rat, Johann von Löben. Er erwarb vor 1613 auch das benachbarte Dorf Eiche mitsamt des Vorwerks Hellersdorf. Auch alle folgenden Besitzer haben die drei Orte bis zum Ende der gutsherrschaftlichen Phase stets innerhalb der Familie vererbt oder nur zusammenhängend veräußert (Fidicin 1857, 57 und Ortslexikon 1980, 63, 123). Blumberg und das dazugehörige Gut blieben bis zum Tod seiner Ehefrau Margaretha von Löben im Jahr 1660 in Familienbesitz. Der Enkel ihrer Tochter Anna Elisabeth, Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz, übernahm nach dem Tod seiner Großmutter 1684 die Güter.

Canitz starb im Jahr 1699 im Alter von 45 Jahren. Da sein einziger Sohn im gleichen Jahr verschied, fiel Blumberg an den Verwandten von Friedrichs erster Gemahlin, den Freiherren Philipp Ludwig von Canstein, der 1708 aber kinderlos verstarb. Da seine wiederverheiratete Witwe, Ehrengard Maria von Hagen, selbst keinen Erben besaß, hinterließ sie 1748 Gut und Dorf ihrem Neffen Friedrich Wilhelm von der Schulenburg (Chronik Ahrensfelde 2006, 10). Dessen Enkel verkaufte 1805/6 den Besitz mit den Dörfern Eiche und Hellersdorf an den Ritterschaftsdirektor Karl Friedrich von Goldbeck (Ortslexikon 1980, 63). Im Jahre 1836 kaufte der Preußische Wirkliche Geheime Rat Friedrich Ludwig von Arnim das Gut Blumberg, (Ortslexikon 1980, 64) unter dessen Nachfahren es bis 1931 verblieb (Chronik Ahrensfelde 2006, 34).

Größe / Struktur / Wirtschaft

Die Blumberger Feldmark umfasste insgesamt 124 Ackerhufen, wovon 119 bäuerliche Hufen waren, vier dem Pfarrer gehörten und eine der Kirche. Dem Schulzen standen im Mittelalter 14 der Hufen zu (Landbuch 1940, 115). Gemessen an der Hufenanzahl handelt es sich bei Blumberg verglichen mit den anderen Dörfern der Gegend um eine große Siedlung oder sogar ein Städtchen. Im Landbuch wird dem Ort ob seiner Größe tatsächlich noch als „oppidum“ (Landbuch 1940, 115) gedacht. Auch der rechteckige Grundriss des Ortes zeugt von einer ursprünglich städtisch gedachten Anlage. Drei in Nord-Süd-Richtung parallel verlaufende Längsstraßen, die östlichste davon mit Anger und Pfuhlen, bilden mit mehreren Querstraßen in Ost-West-Richtung den historischen Kern Blumbergs. Dieser ist noch heute im Ortsbild erkennbar.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse und Größe Blumbergs im Spätmittelalter liefert der bereits erwähnte Konflikt zwischen Kurfürst Friedrich II. und Bischof Dietrich von Brandenburg aus dem Jahr 1464 einen interessanten Anhaltspunkt: Denn der Kurfürst tritt „den wagenn Dienst und allen andern Dienst, den wir bißher zu Blumberg gehabt haben mitsampt den herfardwagen […] mit kraft und macht diß briefs […] zu Ewiger zeit gebruchen“ (Raumer 1976, 230f.) an den Bischof und all seine Nachfolger ab. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Erwähnung des Wagens zur Heerfahrt. Blumberg muss demnach im Spätmittelalter über die nötige Größe und wirtschaftlichen Voraussetzungen verfügt haben, um einen solchen Kriegswagen stellen zu müssen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass der Ort tatsächlich äußerliche Wesenszüge einer städtischen Ansiedlung zeigte, sodass die Charakterisierung als „oppidum“ im Landbuch den realen Begebenheiten entsprach.

Über die Anzahl der Hofstellen und die ortsansässigen Gewerke liegen für das frühe 17. Jahrhundert Informationen vor: Demnach umfasste Blumberg 32 Hüfner- und 16 Kossätenhöfe. Die Zahl der Hofstellen verringerte sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts auf 20 Hüfner- und 13 Kossätenstellen; unter anderem durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges und die Vergrößerung des Rittergutes (Fidicin 1857, 47). Neben diesen werden im Dorf noch ein Müller und der Schmied sowie mehrere Schaf- und Viehhirten genannt (Ortslexikon 1980, 63f.). Im Landbuch ist bereits von einer „ventimolum“ (Windmühle) die Rede (Landbuch 1940, 115), d.h. spätestens seit dem 14. Jahrhundert muss auch ein Müller in oder bei Blumberg ansässig gewesen sein. Seit dem Jahr 1797 ist überdies eine Ziegelei in Blumberg belegt.

Im Jahr 1624 kaufte Johann von Löben drei Hüfnerstellen mit insgesamt zehn Hufen Land sowie die Mühle auf und legte diese mit seinem Rittergut zusammen, womit das herrschaftliche Gut nun über insgesamt 16 Hufen und die Mühle verfügte (Ortslexikon 1980, 63). Diese Tendenz der Vergrößerung des Besitzes zu Lasten der Hüfner setzte sich in Blumberg bis in das 19. Jahrhundert fort. In den 1850er Jahren befanden sich bereits ca. 3.400 Morgen Land im Besitz der Gutsherren von Arnim, die übrigen rund 5.500 Morgen teilten sich die verbliebenen 15 Hüfner und 13 Kossäten (Ortslexikon 1980, 64). Ein weiterer Ausbau des wirtschaftlichen Betriebes erfolgte nach 1823 durch Karl Friedrich von Goldbeck, der nördlich von Blumberg das Vorwerk Elisenau anlegen ließ.    

Blumberg taucht spätestens seit 1604 nahezu lückenlos in den Listen der Bernauer Dorfkrüge auf. Der Ort verfügte demzufolge über einen Schankkrug, der von Bernau aus mit Bier verlegt wurde. Er gehörte bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu den letzten Krügen, die ihr Bier aus Bernau bezogen (Koschmieder 2018, 10, 25).

Für die Ortsentwicklung nicht unwesentlich war der Ausbau des ersten Abschnitts der Berlin-Stettiner-Chaussee Ende des 18. Jahrhunderts. Das um 1800 errichtete Blumberger Chausseehaus diente als Kontrollstation zur Erhebung der Chausseegebühren (Chronik Ahrensfelde 2006, 12) (Abb. 3).

Darüber hinaus begannen 1895 die Bauarbeiten an der Bahnlinie von Lichtenberg nach Wriezen; der erste Abschnitt mit den Bahnhöfen Lichtenberg, Marzahn, Ahrensfelde, Ahrensfelde Friedhof, Blumberg, Seefeld und Werneuchen wurde 1898 in Betrieb genommen (Chronik Ahrensfelde 2006, 21). Damit verfügte Blumberg über einen direkten Bahnanschluss nach Berlin.

Kirche, Rittergut und Herrenhaus

Die Kirche wurde vermutlich bereits mit der Anlage des Ortes in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert errichtet. Es handelt sich um eine zweischiffige Feldsteinkirche gotischen Stils. Spätestens im 15. Jahrhundert wurde sie um- bzw. ausgebaut, wobei statt der ursprünglichen Feldsteine vermehrt Granitquader zum Einsatz kamen; auch der sich über die volle Breite erstreckende Westturm scheint aus dieser Zeit zu stammen (Ortslexikon 1980, 65) (Abb. 4).

Im Zuge der Reformationsvisitationen 1541 wurden „Eyn Monstrantz von Plumberg, wiegt drey Marck drey lott, hat Eyn kupfferin fuzs vnd ist vergült, Eyn Kelch von Plumberg sampt Eym paten, wigt Eyn Marck, Sylber lott“ nach Berlin gebracht. So zumindest belegen es die Visitationsprotokolle (CDB, C III, Nr. 351). Die Kirche scheint zu Beginn der Frühen Neuzeit also weder besser noch schlechter ausgestattet gewesen zu sein als die Gotteshäuser der umliegenden Dörfer. Der Wert der im gleichen Visitationsprotokoll erwähnten Ausstattung der Kirchen in Ahrensfelde, Eiche, Mehrow und Lindenberg weicht jedenfalls nicht nennenswert von dem der Blumberger Kirchenausstattung ab. Auch der Grundbesitz lag mit vier Hufen in der Hand der Pfarre und einer Hufe im Besitz der Kirche im Rahmen des regional Üblichen (Fidicin 1857, 46).

Bewegte sich die Ausgestaltung der Kirche bis zur Mitte des 16. Jahrhundert noch im Rahmen dessen, was man auch in den meisten Dorfkirchen der näheren Umgebung vorfinden konnte, so erfuhr diese seit dem Ende des Jahrhunderts eine spürbare Aufwertung. So erinnert noch heute ein Grabstein an ein Mitglied der Familie von Krummensee, an Katharina Morner, „Hans Krummensehes allerliebst Gemal“, gestorben 1596. Dieser Stein ist der erste aus der langen Reihe von Denkmälern und Epitaphien der Herren von Blumberg (Abb. 5-8). Als künstlerisches Glanzstück kann das marmorne Epitaph von der Hand Gottfried Schadows gelten, welches Karl Friedrich von Goldbeck seinen Eltern 1820 im Chor der Blumberger Kirche setzen ließ. Hierfür ergänzte der Künstler zunächst sein bereits 1803 geschaffenes Bildnismedaillon des Vaters durch ein Pendant mit dem Portrait der Mutter und integrierte dann beide in eine gotisierende Grabtafel, wo sie, von Reben umrankt, unter den Armen des Kreuzes stehen (Geiseler/Salge 2000, 43) (Abb. 9).

Unter den Besitzern von Blumberg waren eine Reihe von Persönlichkeiten aus dem Umfeld des kurfürstlichen Hofes in Berlin, wie der Kanzler Johann von Löben oder der Dichter und Diplomat Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz.

Seit Beginn des 17. Jahrhundert fanden unter Johann von Löben rege Bautätigkeiten am Blumberger Herrenhaus statt. Seinem eigenhändigen Eintrag im „Löbenschen Hausbuch“ zufolge ließ er im Jahre 1603 einen neuen Herrensitz errichten, ein „halb hölzernes, halb massives Haus“, wie es ein späterer Besitzer 1778 nannte. Johann selbst war als junger Mann in die Dienste des magdeburgischen Administrators Joachim Friedrich von Brandenburg getreten. Nachdem dieser Kurfürst geworden war, berief er Löben zum brandenburgischen Kanzler. Nach dem Tod Joachim Friedrichs wurde er 1608 vom neuen Kurfürsten in Ungnade entlassen. Er zog sich auf seine Güter Blumberg und Falkenberg zurück (Geiseler/Salge 2000, 42).

Johann von Löbens Urenkel, Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz, verbrachte einen Großteil seiner Kindheit und Jugend im Hause seiner Großmutter Anna Elisabeth von Burgsdorf (geb. von Löben) in Blumberg, welche auch die frühe Erziehung ihres Enkels übernahm. Mit 17 Jahren ging Canitz zum Studium an die Universitäten Leiden und Leipzig. 1671 unternahm er zusammen mit dem kurfürstlichen Sekretär Weiß eine mehrjährige Kavalierstour. Zwischen seinen Reisen wohnte er entweder in Berlin oder auf Blumberg (Geiseler/Salge 2000, 42f.).

In Folge eines verheerenden Brandes im Jahr 1695 wurden ein erheblicher Teil des Dorfes, das Pfarrhaus und große Teile des Gutes zerstört oder schwer beschädigt (Chronik Ahrensfelde 2006, 9). Canitz ließ daher das Gut in den Jahren bis zu seinem Tod 1699 instandsetzen.

Der weitere Ausbau der Gutsanlage erfolgte erst 80 Jahre später. Alexander Friedrich Georg von der Schulenburg bemühte sich sehr um die Verbesserung und Verschönerung des Gutes. Ab 1775 gestaltete er seinen Garten in Blumberg um, indem er „ohne von den vorigen Schönheiten etwas auszurot­ten, viele neue, besonders im englischen Geschmacke, hinzugethan, so daß eine große und angenehme Mannichfaltigkeit darinn herrschet […] Das Schloß selbst ist von guter, aber etwas alter Bauart, hingegen in­wendig schön meubliret.“ (Bernoulli 1779, 6).

Als Friedrich Ludwig von Arnim 1836 das Gut erwarb, stand noch das – später erweiterte und wiederaufgebaute – Herrenhaus von 1603 mitsamt der streng geometrischen barocken Gartenanlage. Beides ließ der neue Besitzer grundlegend verändern. Zunächst wurde ab 1836 der Park durch Peter Joseph Lenné zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Von der alten achsialsymmetrischen Anlage wurden die Grundstruktur des Hauptparterres und die zum See führende Pappelallee beibehalten, ansonsten aber der Park durch Einbezug der bisherigen Koppel bedeutend erweitert und auf den „Großen See“ als neuem Zentrum umorientiert. Die Grundfläche des Hauses hat Lenné auf seinem Plan völlig ausgespart - vermutlich war der Abriss des Altbaus bereits entschieden worden (Geiseler/Salge 2000, 44).

Sechs Jahre darauf, 1842, wurde ein neues Herrenhaus nach Entwürfen Friedrich August Stülers errichtet (Abb. 10). Den Vorgängerbau, teils Steinbau, teils Fachwerkkonstruktion, hatte Alexander Friedrich Georg von der Schulenburg schon über sechzig Jahre zuvor als sein „altes, verfallenes Haus“ bezeichnet. Er wurde wahrscheinlich ganz oder mit Ausnahme der Fundamente abgetragen. An seinen Platz trat ein Bau im „Villenstil“ mit bewusst asymmetrisch komponierten Bauteilen: Der fünfachsige zweigeschossige Hauptbau wird von niedrigeren, verschieden hohen, kurzen Flügeln eingefasst, dessen südlichem ein Halbrunderker vorgesetzt ist. Ein Turm verstärkt die „malerische“ Gesamtwirkung (Geiseler/Salge 2000, 44). Im Jahr 1912 fanden erneut Umbauarbeiten am Schloss statt, die das äußere Erscheinungsbild erkennbar veränderten.

Von der NS-Zeit bis zur Gegenwart

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts endete in Blumberg die gutsherrschaftliche Zeit. Nach dem Tod Graf Adolfs von Arnim im Jahr 1931 wurde das überschuldete Gut Blumberg für 1,7 Mio. Reichsmark an die „Gemeinnützige Siedlungstreuhandgesellschaft“ verkauft, die den Besitz parzellierte und die Grundstücke zwischen 1931 und 1935 an neue Siedler übergab. In das Schloss zog in den dreißiger Jahren die „Reichsführerschule für politische Leiter“ ein, die 1940 zum „NSV-Reichsseminar für Volkspflegerinnen“ umgewidmet wurde.

Mit umfangreichen infrastrukturellen Veränderungen für Blumberg ging die Fertigstellung des Berliner Autobahnrings in den 1930er Jahren einher. Die Bauarbeiten hatten 1934 begonnen und waren nach drei Jahren abgeschlossen: Der Ort erhielt zusätzlich zur Autobahn eine neue Umgehungsstraße, die bis heute nördlich des Ortskerns über die Autobahnbrücke führt und parallel zur Bahnlinie verläuft (Chronik Ahrensfelde 2006, 36).

Das Blumberger Schloss fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Möglicherweise waren die von der Nutzung als „Reichsführerschule“ bzw. als „NSV-Reichsseminar“ im April 1945 zurückgelassenen Fahnen und Bilder für die Rote Armee Anlass, den Bau bis auf seine Grundmauern niederzubrennen. Nur die Wirtschaftsgebäude, der Lenné-Park und das Torhaus zum Dorfteich hin sind noch erhalten – sie waren teilweise erst in den dreißiger Jahren errichtet worden (Geiseler/Salge 2000, 44).

Nach dem Krieg wurden im Zuge der Bodenreform von 1946 rund 200 Hektar Land an Umsiedler und Landlose verteilt (Ortslexikon 1980, S. 64). Ab 1953 wurde in Blumberg eine LPG Typ III geschaffen, die zunächst über 1253 Hektar Land verfügte und bis zum Ende der 1970er Jahre vergrößert wurde. In den 1960er Jahren kamen zwei separate LPG Typ I hinzu, die zusammen ab 1975 den Obstbauspezialbetrieb Elisenau bildeten. Ab 1969 errichtete die Humboldt-Universität zu Berlin in Blumberg eine landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt sowie mehrere angeschlossene Institute auf (Ortslexikon 1980, 64).

Bereits 1946 wurde in Blumberg der regemäßige Schulunterricht mit 140 Schülern wiederaufgenommen (Chronik Ahrensfelde 2006, 43). 1959 wurde die Dorfschule in eine zehnklassige Polytechnische Oberschule (POS) mit zunächst 246 Lernenden umgewandelt und musste wegen der steigenden Schülerzahlen bereits 1962 um einen Neubau erweitert werden (Chronik Ahrensfelde 2006, 47f.).

Auch nach der Wiedervereinigung blieb Blumberg landwirtschaftlich geprägt. So existiert der ehemalige LPG „Obstbauspezialbetrieb Pomona“ heute als „Pomona Gartenbau GmbH und Co. KG“ fort. Andere landwirtschaftliche Flächen wurden nach der Auflösung der großen Typ III LPG den ehemaligen Besitzern rückübertragen, von denen einige – wie die Matthes GbR – in der Landwirtschaft tätig geblieben sind (Krakau 2014). Auch die Humboldt-Universität betreibt bis heute ihre landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt in Blumberg.

Im Jahr 1992 wurde mit der denkmalgerechten Sanierung des Lenné-Parks begonnen, die mittlerweile abgeschlossen ist, sodass der Park der Öffentlichkeit wieder zugänglich ist. Heute befinden sich eine Kita und eine Privatschule auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses.

Ebenfalls im Jahr 1992 ist die ehemalige POS in eine Grundschule umgewandelt worden, die 2003 anlässlich der 750-Jahr-Feier Blumbergs den Namen „Friedrich-von-Canitz-Grundschule“ erhielt (Chronik Ahrensfelde 2006, 53, 57).

Im Jahr 2003 wurde Blumberg gegen den Widerstand der Gemeindevertretung – wie auch die Nachbarorte Eiche, Mehrow und Lindenberg – im Zuge der von der Landesregierung beschlossenen Gemeindegebietsreform ein Teil der neuen Großgemeinde Ahrensfelde und ab dem Folgejahr nur noch als Ortsteil Blumberg geführt  (Chronik Ahrensfelde 2006, 58). Im Jahr 2006 gab sich der Ortsteil das von ihm geführte Wappen (Abb. 1).

Die gute Verkehrsanbindung und die Nähe zu Berlin trugen in den letzten beiden Jahrzehnten dazu bei, dass die Einwohnerzahlen in der gesamten Gemeinde anstiegen. Wegen der wachsenden Schülerzahlen wurde die „Friedrich-von-Canitz-Grundschule“ bereits 2006 erweitert (Chronik Ahrensfelde 2006, 58). Mittlerweile lernen hier fast 600 Kinder.

Quellen

Bernoulli, Johann: Johann Bernoulli's Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Polen in den Jahren 1777 und 1778. Leipzig 1779. [siehe: Hier]

Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. 4 Hauptteile A-D mit 35 Bde. 1 Supplement-Bd. 5 Register-Bde. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. Berlin 1838-1869. [Zitiert als CDB]. [siehe: Hier]

Krabbo, Herrmann: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Leipzig 1910. [siehe: Hier]

Raumer, Georg Wilhelm von: Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus. Sammlung ungedruckter Urkunden zur Brandenburgischen Geschichte, Hildesheim u. New York 1976 (ND).

Schultze, Johannes (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. In: Ders. (Hrsg.): Brandenburgische Landbücher. Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Hauptstadt Berlin; 8,2). Berlin 1940 [Zitiert als Landbuch]. [siehe: Hier]

Literatur

Assing, Helmut: Die Landesherrschaft der Askanier; Wittelsbacher und Luxemburger (Mitte des 12. bis Anfang des 15. Jahrhunderts). In: Brandenburgische Geschichte. Hrsg. von Ingo Materna und Wolfgang Ribbe. Berlin 1995.

Assing, Helmut: Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter. Askanier und Ludowinger beim Aufbau fürstlicher Territorialherrschaften. Köln, Weimar und Wien 1997.

Enders, Lieselott (Bearb.): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil 6. Barnim (= Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam, Bd. 16). Weimar 1980. [Zitiert als Ortslexikon]

Fidicin, Ernst: Die Territorien der Mark Brandenburg. Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter und Dörfer in derselben als Fortsetzung des Landbuchs Kaiser Karl’s IV. Geschichte des Kreises Nieder-Barnim und der in demselben belegenen Städte, Rittergüter, Dörfer etc. Berlin 1857.

Gemeinde Ahrensfelde, der Bürgermeister (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Ahrensfelde und ihrer Ortsteile Ahrensfelde, Blumberg, Eiche, Lindenberg, Mehrow. Ahrensfelde 2006. [siehe: Hier]

Geiseler, Udo/ Salge, Christiane: Blumberg. In: Hahn, Peter-Michael/Lorenz, Hellmut (Hg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtswerks von Alexander Duncker (1857-1883). Bd. 2 Katalog. Berlin 2000. S. 41-44. 

Jerchel, Heinrich: Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim. Berlin 1939. [siehe: Hier]

Koschmieder, Felix: Der Niedergang des Bernauer Brauwesens im 17. und 18.Jahrhundert. publiziert am 01.03.2018 in: Bibliothek / Texte Aufsätze. URL: http://brandenburgikon.net/index.php/de/texte/qualifizierungsarbeiten (02.07.2018). [siehe: Hier]

Mundt, Hans: Die Heer- und Handelsstraßen der Mark Brandenburg. Vom Zeitalter der ostdeutschen Kolonisation bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Berlin 1932.

Schlimpert, Gerhard: Brandenburgisches Namenbuch. Teil 5. Die Ortsnamen des Barnim, Weimar 1984.

Pomona Gartenbau GmbH & Co. KG, URL: http://www.pomona-gartenbau.de/unternehmen.php (Letzter Zugriff am 21.06.2018).

Krakau, Kai-Uwe: Kartoffelzeit in Blumberg, in: Märkische Oderzeitung Online (vom 25.09.2014), URL: https://www.moz.de/landkreise/barnim/bernau/artikel3/dg/0/1/1329220/ (Letzter Zugriff am 21.06.2018).

 

Abbildungsnachweis

Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karte_des_Hochstifts_Brandenburg.svg (Karte: Gregor Rom, CC BY-SA 4.0)

Abb. 3, 5-9 Felix Koschmieder

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kirche_Blumberg_(Ahrensfelde)_03.JPG?uselang=de (Foto: Sinuhe20, CC BY-SA 3.0)

Abb. 10 https://digital.zlb.de/viewer/metadata/dck_000/1/

 

Empfohlene Zitierweise

Koschmieder, Felix: Blumberg (Landkreis Barnim), publiziert am 03.09.2018; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: <http://www.brandenburgikon.de/ (TT.MM.JJJJ)

 

Kategorien

Regionen: Barnim


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