VEB Feinpapierfabrik Hohenofen

Bodo Knaak

Für die 1836 begründete Papierfabrik in Hohenofen begann mit der Enteignung des Werkes als Folge der Ereignisse nach 1945 eine neue Ära. In den Jahren nach dem Kriegsende zeichnete sich eine Entwicklung ab, die Deutschland in einen westlichen (demokratischen) Teil und einen östlichen (kommunistischen) Teil spaltete. Das Werk Hohenofen in der sowjetischen Besatzungszone und damit in der späteren DDR gelegen, ging Anfang der 1950er Jahre in Volkseigentum über und wurde in den Volkseigenen Betrieb (VEB) Feinpapierfabrik Hohenofen umgewandelt (Abb. 1-4). Produziert wurden in Hohenofen Transparent-Zeichenpapier, Transparent-Lichtpauspapier, Extrafein-Büttenschreibpapier, Registerkarton, Spezialmanilakrepp, Rändelpapier und Packpapier. Die Jahresproduktion betrug 1953 820 Tonnen. Ab 1967 wurde die Produktion umgestellt und nur noch Transparent-Zeichenpapier hergestellt (Abb. 5-8). Dies entsprach dem hohen Bedarf an diesem Papier in der DDR und dem gesamten damaligen sogenannten Ostblock. Die Papierfabrik Hohenofen spezialisierte sich und wurde zum alleinigen Hersteller von Transparentpapier aller Sorten.

Für ein hochqualitatives Papier war ein hochwertiger Ausgangsstoff wichtig. Zellstoff kam meist aus inländischen Zellstoffwerken, mitunter auch als Import aus skandinavischen Ländern. Im Gegenzug wurde transparentes Zeichenpapier und Lichtpauspapier auch in den „Westen“ exportiert.

Mit dem Ende der DDR brach der Absatz rapide ein und die Produktion kam zum Erliegen. Ein wirtschaftliches Arbeiten war unter den neuen Bedingungen nicht mehr möglich. Die Maschinentechnik hätte total überholt werden müssen. Investitionen waren zu DDR-Zeiten über Jahrzehnte unterblieben und die technische Ausstattung nicht auf einem zeitgemäßen Stand.

Hier kam nun wieder ein Name aus der Vorgeschichte ins Spiel. Den Nachfahren der ehemaligen Eigentümerfamilie Bausch, die noch immer in der Bundesrepublik in der Papierbranche tätig waren, wurde angeboten, das Werk in Hohenofen rückzuübertragen. Eine Bestandsaufnahme und Analyse der vorgefundenen Produktionsanlagen ließen sie aber zum Schluss kommen, dass eine Modernisierung und Ertüchtigung der Papierfabrik am Standort Hohenofen in keinem Verhältnis von Aufwand und Leistung stünde. Sie lehnten ab. So musste das Werk 1992 schließen. Alle 120 Beschäftigten, die zuletzt hier arbeiteten, wurden entlassen.

1994 pachtete ein Kieler Fabrikant das Werk von der Treuhand, in dessen Verwaltung es nun stand. Er wollte Papiere zweiter Wahl aufbereiten und ein Papiermuseum einrichten. Das sollte Lohn und Brot für 15 ehemalige Beschäftigte der Papierfabrik bringen. Leider konnte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden. Im Jahre 2003 wurde die Papierfabrik Hohenofen versteigert und ging von der Treuhand in Privateigentum über.

Das Gelände der ehemaligen Papierfabrik stand nun für die Entwicklung und Ansiedlung innovativer, ökologischer Projekte zur Verfügung. Vorrangiges Interesse war dabei auch der Erhalt des Gebäudekomplexes mit der gesamten Papierlinie. Sie sollte einem musealen Nutzungskonzept zugeführt werden. So kam es, dass die Papierfabrik schon bald in die Denkmalliste des Landkreises Ostprignitz-Ruppin als technisches Denkmal eingetragen wurde. Der Verein Patent-Papierfabrik Hohenofen gründete sich und übernahm die Trägerschaft.

Die Bedeutung dessen, was wir heute hier vorfinden, kann nach über 30 Jahren des unwiderruflichen Abschaltens der Papiermaschine und 200 Jahre nach Beginn der Papierfabrikation nicht hoch genug eingeordnet werden. Die unter Denkmalschutz stehende Linie zur Papierherstellung ist komplett erhalten, von der Stoffaufbereitung über die Stoffverarbeitung bis hin zur Herstellung des Papiers auf der Papiermaschine. Dies alles in einer Ursprünglichkeit, die erkennen lässt, wie industrielle Papierherstellung abläuft. Der Standort zählt zu den ersten Orten industrieller Papierproduktion in ganz Deutschland. Dies gilt es der Nachwelt zu vermitteln und für sie zu erhalten. Dazu trugen bereits alle bisherigen Akteure in den zurückliegenden Jahren enorm bei. Weitere Anstrengungen sind aber noch von Nöten, insbesondere bei der Instandsetzung der baulichen Hülle und der Rekonstruktion technologischer Anlagenteile. Land und Bund werden mehr und mehr aufmerksam auf dieses historische Industrieobjekt und wollen deren Erhalt fördern.

Obwohl museale Voraussetzungen für einen Besucherverkehr noch nicht gegeben sind, kann schon jetzt das interessierte Publikum einen Blick auf dieses einzigartig technische Denkmal werfen. Gern wird der Verein Patent-Papierfabrik Hohenofen e.V. dies auf Anfrage ermöglichen.

Literatur

Bartels, Klaus B.: Papierherstellung in Deutschland. Von der Gründung der ersten Papierfabriken in Berlin und Brandenburg. Berlin 2011.

Leist, Heino: 1663 – 1988 Hohenofen Eisen und Papier. Zur Geschichte der Gemeinde und Papierfabrik Hohenofen. Festschrift 1988 zum 150-jährigen Bestehen der Papierfabrik Hohenofen, hrsg. vom VEB Feinpapierfabrik Neu Kaliß Werk Hohenofen. 1988.

Knaak, Bodo: Denkmal von nationalem Rang – Die Wiege industrieller Papierherstellung in Hohenofen. In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch Jg. 30 (2020), S. 8-15.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-8 Autor

Empfohlene Zitierweise

Knaak, Bodo: VEB Feinpapierfabrik Hohenofen, publiziert am 12.12.2023; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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