Patent-Papierfabrik Hohenofen

Bodo Knaak

Der Ort Hohenofen, unweit von Neustadt (Dosse), steht in engem Zusammenhang mit dem Beginn industrieller Papierherstellung in Deutschland.

Die Seehandlungssozietät zu Berlin erwarb im Jahre 1834 in Hohenofen Gelände, um eine neuartige Papierfabrikation aufzubauen. Sie hatte bereits eine derartige Papierfabrik in Berlin, nun sollte in Hohenofen ein weiteres Werk entstehen. Der Platz an der Dosse war ideal, wird doch zur Herstellung von Papier immens Wasser benötigt. Zudem stand ein Areal zum Verkauf. Auf diesem Gelände erfolgte seinerzeit bereits seit über 150 Jahren die Verhüttung von Erzen in einer Schmelz- und Saigerhütte (Abb. 1). Es wurde dort das minderwertige Raseneisenerz, das in der Umgebung reichlich vorkam, verarbeitet; später dann auch Kupfer- und Silbererz. Die Dosse als Energiequelle und Verkehrsträger war dafür unabdingbare Voraussetzung. Mit der Wasserkraft wurden die notwendigen Gebläse zur Schmelze angetrieben, auf dem Wasserweg wurden die Rohstoffe, sowie jegliche anderen benötigten Güter transportiert. Dies war dem Landgrafen von Hessen-Homburg zu verdanken, der das Amt Neustadt im 17. Jahrhundert erworben hatte. Er begradigte und kanalisierte den Lauf der Dosse und ermöglichte es, seine „industriellen“ Ambitionen zu verwirklichen. Als Ort mit dem „hohen Ofen“ ist auch die Herkunft der Ortsbezeichnung Hohenofen zu erklären.

Der Bau der Papierfabrik erfolgte von 1834 bis 1838 unter der Ägide von Johann-Jakob Kayser, der einer alten Papiermacherfamilie entstammte. Eingebaut wurde eine Papiermaschine von Donkin aus England. Die Maschinenteile und auch die Monteure erreichten auf dem Wasserweg Hohenofen. Am 8. Juni 1838 erfolgte die Einweihung der neuen Patent-Papierfabrik. Am 1. Juli 1838 begann dann die Produktion. Neu war, dass mittels einer Papiermaschine ununterbrochen Papier hergestellt werden konnte, gewissermaßen am laufenden Band. Es war das beginnende Zeitalter der industriellen Papierproduktion, denn 1799 hatte Louis Robert die Papiermaschine mit einem umlaufenden fließbandartigen Schöpfsieb erfunden. Die in die Papiermaschine integrierte Trockentrommel, die dann eine Aufwicklung des fertigen Papiers ermöglichte, kam 20 Jahre später.

1839 gab es in Hohenofen 90 Beschäftigte, es waren größtenteils Frauen. Produziert wurden Zeichen-, Schreib-, Seiden- und Tapetenpapiere, die vorrangig wieder auf dem Wasserwege nach Berlin gingen. Im Gegenzug kamen Lumpen und Hadern, als den damals einzigen Rohstoff für die Papierherstellung, nach Hohenofen. Ludwig Kayser, der Sohn des Gründers, setzte die Familientradition fort und übernahm am 1. Januar 1882 die Leitung von seinem Vater. Das war es dann aber auch schon mit der Tradition. Sein Sohn Carl durchbrach die Linie, studierte Malerei und wurde fortan unter dem Namen Carl Kayser-Eichberg als Kunstmaler bekannt.

In den folgenden Jahrzehnten änderten sich dann die Eigentumsverhältnisse und Eigentümer mehrmals (Abb. 2-7). Untrennbar mit der Papierfabrik stehen dabei die Namen Schöller und Bausch, die im mecklenburgischen Neu Kaliß ansässig waren. Sie kauften 1905 die Hohenofener Fabrik, wandelten sie in eine GmbH um und gaben Anteile an Julius und Franz Illig weiter. Es kam aber zu wirtschaftlichen Unwägbarkeiten, die 1938 zum Rückkauf der Anteile durch Schöller & Bausch führten. Das Werk in Hohenofen war fortan ein Zweigwerk von Neu Kaliß.

Literatur

Bartels, Klaus B.: Papierherstellung in Deutschland. Von der Gründung der ersten Papierfabriken in Berlin und Brandenburg. Berlin 2011.

Leist, Heino: 1663 – 1988 Hohenofen Eisen und Papier. Zur Geschichte der Gemeinde und Papierfabrik Hohenofen. Festschrift 1988 zum 150-jährigen Bestehen der Papierfabrik Hohenofen, hrsg. vom VEB Feinpapierfabrik Neu Kaliß Werk Hohenofen. 1988.

Knaak, Bodo: Denkmal von nationalem Rang – Die Wiege industrieller Papierherstellung in Hohenofen. In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch Jg. 30 (2020), S. 8-15.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-7 Autor

Empfohlene Zitierweise

Knaak, Bodo: Patent-Papierfabrik Hohenofen, publiziert am 12.12.2023; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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