VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das seit 1917 bestehende „Lautawerk“ durch die SMAD enteignet. In den letzten Kriegsjahren war es mehrfach Ziel von Luftangriffen gewesen, was zu massiven Zerstörungen geführt hatte, und am 20. April 1945 von die Roten Armee besetzt worden. Ein Großteil der Anlagen waren in der Folgezeit demontiert und in die UdSSR verbracht worden.

Im August 1946 wurde die „Gemeinnützige Bergungs- und Verwertungsgesellschaft mbH“ geschaffen, welche Aufräumarbeiten durchführte und Dinge des täglichen Bedarfs herstellte. Sie ging Ende 1948 in Liquidation. Von Beginn an gab es Überlegungen zum Wiederaufbau der Tonerde- und der Aluminiumfabrik und mit der Überführung des Werkes in Volkseigentum entstand der „VEB Aluminiumhütte Lautawerk“, der ab 1. Januar 1949 zur VVB (Z) Alu Potsdam-Babelsberg gehörte. In der Alugießerei und der Eisengießerei stellte man zunächst Formguss aus Aluminium und Legierungen, Baubeschläge (Türdrücker, Fensteroliven, Fensterruderknöpfe, Herdgriffe) und Ofenguss her. Außerdem wurde Flugzeugschrott zerlegt.

Am 13. Dezember 1950 erteilte der Minister für Schwerindustrie die Auflage zum Bau der ersten Tonerdefabrik der DDR und am 26. Dezember 1951 konnte das erste Aluminiumoxid (Tonerde) auf den Trommelfiltern der Bayer-Anlage abgeschieden werden. Da die Aluminiumfabrik zur Herstellung von Hüttenaluminium noch fehlte, wurde das Aluminiumoxid zum einzigen Hersteller von primärem Aluminium (kein Umschmelz-Aluminium) nach Bitterfeld (erst Sowjetische Aktiengesellschaft, dann VEB Elektrochemisches Kombinat) gebracht, wo die Aluminium-Elektrolyse erfolgte.

1958/59 war dann der Baubeginn für die neue Aluminiumhütte in Lauta. Im Januar 1964 konnten die ersten Elektrolyseöfen in Betrieb genommen werden (Abb. 1-5). Die Tonerdefabrik entsprach bereits nach ihrem Aufbau 1950 nicht mehr dem technischen Stand. Nach dem vollständigen Aufbau der Aluminiumhütte wurde über die Rekonstruktion der Tonerdefabrik beraten, welche von 1976 bis 1987 andauerte.

Das Bauxit als Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Aluminiumoxid kam vorwiegend aus Ungarn und Jugoslawien und in den 1980er Jahren zu etwa 40 % aus Guyana, Guinea und der BRD. Außerdem suchte man nach Möglichkeiten, Aluminiumoxid aus einheimischen Rohstoffen zu gewinnen, wozu in den 80er Jahren eine Versuchsanlage errichtet wurde. Nur etwa die Hälfte des Aluminiumoxids wurde im Werk für die Herstellung von Aluminium verwendet, die andere Hälfte wurde außerhalb des Werkes verarbeitet und fand beispielsweise auch Verwendung bei der Produktion von Badewannen, Haushaltsporzellan, Glas, Feuerfestmaterial, Papier und in der Halbleiterindustrie. Weitere Produkte des Werkes waren Trocken- und Feuchthydrat, Gallium, Natriumaluminatlauge und Aluminiumgeschirr.

1989 wurden 81.019 t Aluminiumoxid und 16.214 t Hüttenaluminium (davon 480 t im Umschmelzverfahren) hergestellt (Abb. 6). Ab dem 1. Januar 1951 nannte sich das Werk „VEB Chemiewerk Lauta“ und gehörte zur VVB Alcid Radebeul. 1958 bis 1970 unterstand es der VVB Elektrochemie und Plaste Halle. Am 8. November 1964 erhielt es den Namen „Albert Zimmermann“ verliehen. 1971 erfolgten die Umbenennung in „VEB Aluminiumwerk Albert Zimmermann Lauta“ und die Zuordnung zum VEB Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“ Lutherstadt Eisleben (Abb. 7).

Mit der Privatisierung entstand 1990 die „Lautawerk GmbH“, die zum 31. Dezember 1992 ihre Geschäfte beendete.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 902 VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta [Siehe: Hier]

Literatur

Belli, Peter Josef: Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werke AG (VAW) von 1917 bis 1948. Ein Rüstungsbetrieb in regionalen, nationalen, internationalen und politischen Kontexten (zugleich ein Beitrag zur Industriegeschichte der Niederlausitz). Münster 2012.

Noack, Maximilian: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlerevier. Petersberg 2016.

Verch, Katrin: VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 337-339.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-3, 5 Stadt. Lauta. Werk. Vom Heidedorf zur Industriestadt. Ein Rückblick. Bautzen 1997.

Abb. 4 https://nat.museum-digital.de/object/1019671 (Museum Baruther Glashütte - CC BY-NC-SA)

Abb. 6 File:Bundesarchiv Bild 183-1989-0209-013, Lauta, Aluminiumwerk.jpg (Foto:  Weisflog, Rainer - CC-BY-SA 3.0)

Abb. 7 Schluttig, Gabriele: Lauter Lautaer Geschichten – 101 Jahre in Bildern, Texten und Dokumenten. Lauta 2018.

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta; publiziert am 16.11.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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