VEB Gaselan / Chemie- und Tankanlagenbau „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde

Katrin Verch (bearbeitet und ergänzt von Julian-Dakota Bock)

Nach der Enteignung der „Pintsch“-Konzerns 1945 wurden Teile des Betriebes in Fürstenwalde als Reparationsleistung demontiert. Mit der Übergabe in Landes- und später Volkseigentum firmierte der Betrieb seit Oktober 1947 als „VEB Industriewerk Fürstenwalde“. Er unterstand den Landeseigenen Betrieben Brandenburg und ab 1. Juli 1948 der VVB Eisen und Metall Land Brandenburg. In dieser Zeit wurden u.a. Bremsluftbehälter für die Deutsche Reichsbahn, Mulden-Kipper, Förderwagen und Kleineisenwaren (Hobel, Bügelsägen, Fahrradgepäckständer) hergestellt.

Nach der Auflösung der VVB Eisen und Metall wurde das Industriewerk am 1. April 1951 als Werk III dem „VEB Mechanik Gaselan“ (Gas- und Elektrische Anlagen, später Gaserzeugungs-, Mess- und Regelanlagen) Berlin als Betriebsteil angegliedert. Auch bei dem Berliner Betrieb handelte es sich um ein ehemaliges Unternehmen der Pintsch AG. Der „VEB Mechanik Gaselan“ unterstand dem Ministerium für Maschinenbau, Hauptverwaltung Feinmechanik/Optik. 1952 wurde die Gaszähler- und Reglerfertigung von Berlin nach Fürstenwalde verlegt, 1953 begann die Fertigung von Wasserzählern und 1954 nahm schließlich der Armaturenbau seine Arbeit auf. Auch der Groß-Behälterbau wurde weiter ausgebaut.

Die zunehmende Größe der Betriebsteile des „VEB Gaselan Berlin“ und die räumliche Trennung der Abteilungen für die Vorbereitung der Produktion, die Leitung, Verwaltung und Abrechnung führten zu komplizierten Arbeitsbedingungen. Zum 1. Juli 1956 wurde das Werk III in Fürstenwalde daher vom Stammbetrieb Berlin getrennt. Berlin wurde das gesamte Sortiment der elektrischen Ausrüstungen, insbesondere für den Schienenfahrzeugbau, zugeordnet. Er erhielt den Namen „VEB Fahrzeugausrüstung Berlin“. Der nun selbstständige „VEB Gaselan Fürstenwalde“ behielt allerdings eine Außenstelle in Berlin für die Konstruktion und Außenmontage. Übergeordnetes Organ war das Ministerium für Allgemeinen Maschinenbau, Hauptverwaltung Leichtmaschinenbau, und ab 1958 die VVB Chemie- und Klimaanlagen Berlin.

Das Kohle- und Energieprogramm der DDR von 1957 sowie das Chemieprogramm von 1958 bestimmten wesentlich den weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten. Der „VEB Gaselan Fürstenwalde“ lieferte beispielsweise Tank- und Lagerkapazitäten für den „VEB Erdölverarbeitungswerk Schwedt“, den „VEB Leunawerke Walter Ulbricht II“ und den „VEB Kombinat Schwarze Pumpe“. 1968 begann eine umfassende Rekonstruktion und Erweiterung des Betriebes (Abb. 1, 2).

Zum 1. Juli 1969 entstand aus dem „VEB Gaselan Fürstenwalde“ ein Kombinat, der „VEB Chemie- und Tankanlagenbau-Kombinat Fürstenwalde“ mit den nun zugeordneten Betriebsteilen „Vaka-Werke Halle“ und „Chemieanlagenbau Magdeburg“. In Halle wurden vorwiegend Zapfsäulen für Tankstellen, Behälter- und Gießereierzeugnisse gefertigt. In Magdeburg produzierte man Behälter, Tanks und Luftbehälter. Das Kombinat gehörte zur VVB Chemieanlagen Leipzig. Am 21. Oktober 1977 wurde dem „VEB Chemie- und Tankanlagenbau“ der Name „Ottomar Geschke“ verliehen.

Eine nochmalige Namens- und Strukturänderung gab es zum 1. Januar 1979. Die VVB Chemieanlagen Leipzig wurde aufgelöst. Dem neu gebildeten VEB Chemieanlagenbaukombinat Leipzig-Grimma wurde auch der „VEB Chemie- und Tankanlagenbau Ottomar Geschke Fürstenwalde“ zugeordnet. Die ehemaligen Betriebsteile Halle und Magdeburg wurden ausgegliedert.

Der „VEB Chemie- und Tankanlagenbau“ war Hauptauftragnehmer für die Projektierung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme von Tankanlagen, Anlagen zur Gasaufbereitung und Abluftreinigung sowie Gasdruck-Regleranlagen. Er war Hauptauftragnehmer für Bio-Gasanlagen, Erzeugnisgruppen-Leitender Betrieb für die Produktion von Tanks und Behältern und in der DDR Alleinhersteller von Haushalts- und Industriegaszählern sowie Gasdruckregel- und Gasdrucksicherungsgeräten (Abb. 3-5).

1990 erfolgte die Privatisierung zur CTA Chemie- und Tankanlagenbau GmbH.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Gaselan-Echo. Organ der Betriebsparteiorganisation der SED des VEB Gaselan (1956-1990)

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 703 VEB Chemie- und Tankanlagenbau „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde. [Siehe: Hier]

Literatur

Schiemann, Peter: Unser Betrieb. VEB Chemie- und Tankanlagenbau-Kombinat „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde [Spree]. 1872-1949 (= Gaselan Betriebsgeschichte; Bd. 1). Fürstenwalde 1977.

Schiemann, Peter: Unser Betrieb. VEB Chemie- und Tankanlagenbau-Kombinat „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde [Spree]. 1947-1962 (= Gaselan Betriebsgeschichte; Bd. 2). Fürstenwalde 1979.

Schiemann, Peter: Unser Betrieb. VEB Chemie- und Tankanlagenbau-Kombinat „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde [Spree]. 1962-1981 (= Gaselan Betriebsgeschichte; Bd. 3). Fürstenwalde 1982.

Verch, Katrin: VEB Chemie- und Tankanlagenbau „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 347-349.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-3 Schiemann 1979.

Abb. 4 http://www.fuewa-nord.de/historisches/zeitzeugen/

Abb. 5 SLUB / Deutsche Fotothek / Fotograf: Michael Weimer

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Gaselan / Chemie- und Tankanlagenbau „Ottomar Geschke“ Fürstenwalde, publiziert am 16.11.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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