VEB Plasta Kunstharz- und Preßmassenfabrik Erkner

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Werksanlagen der „Bakelit AG“ in Erkner größtenteils demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Die Bakelit-Fabrik und die benachbarte Steinkohlenteer-Raffinierie – beides in Besitz der „Rütgerswerke“ – wurden entschädigungslos enteignet. Die „Bakelit GmbH“ verlegte den Firmensitz nach Iserlohn in den Westen Deutschlands, wo von 1950 bis 1952 ein Bakelite-Werk errichtet wurde.

Ab 1948 produzierte das alte Bakelite-Werk I in Erkner als „VEB Plasta, Kunstharz-und Pressmassenfabrik Erkner“ (später unter dem Dach des Kombinats „Plaste und Elaste“) und wurde dann nach Wiederaufbau des Werks II 1956 stillgelegt (Abb. 1-3).

1957 entwickelte Rolf Weichert (Leiter Forschung und Entwicklung im Werk) einen Plastikwerkstoff aus Phenol, Anilin und Formaldehyd, der flexibel genug zur Formung war, und dennoch stabil genug blieb, um die Lasten einer Pkw-Karosserie zu tragen. Mit diesem Werkstoff wurde der P 70 aus dem Automobilwerk Zwickau (AWZ) beplankt (Abb. 4). Somit war der P 70 der erste Plastik-Personenwagen der Welt. 1958 folgte der Trabant P 50 mit faserverstärkter Duroplast-Karosserie. Der Verbundwerkstoff für die Karosserieteile des Trabants wurde bis 1991 in Erkner gefertigt, also für die Modelle P 60, P 601 sowie den letzten Trabant 1.1 (Abb. 5).

Das eingesetzte Material war ein eigenhärtendes Phenol-Resol, ab Ende der 1970er Jahre das Plastoresin 223/3. Für die Trabantproduktion wurden in Erkner jährlich 5.000 Tonnen Phenolresol produziert. In Zwickau wurden in einer Produktionsstraße Baumwollvliese schichtweise mit dem Phenolharz-Pulver aus Erkner bestreut, verdichtet und grob zugeschnitten. In beheizten hydraulischen Pressen härtete dieser Verbundwerkstoff unter Druck zu Duroplast-Formteilen aus (Abb. 6). Eine Trabant-Karosserie bestand, je nach Ausführung und Baujahr aus bis zu zehn dieser Formteile.

1977 wurde ein Forschungszentrum für Duroplaststoffe eröffnet. Modernisierungen des Werks blieben aus. Das führte zu einer starken Geruchs- und Grundwasserbelastung durch das umwelt- und gesundheitsschädliche Phenolharz.

Vor der friedlichen Revolution arbeiteten 1989 mehr als 500 Menschen im Betrieb. Jährlich wurden etwa 40.000 Tonnen Kunststoffe produziert, darunter Phenolharze für die Trabantkarosse, Leiterplatten, Formmassen und mit Polyester-Glasfaser verstärkte Prepregs. Nach 1989 brach das Produktionsvolumen zusammen, und betrug nur noch 650 Tonnen. Die meisten Mitarbeiter wurden entlassen. 1991 endete die Trabant-Produktion, und damit die Nachfrage nach dem Phenolresol aus Erkner.

(Textvorlage: Wikipedia [Siehe: Hier], bearbeitet von Vinzenz Czech)

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Bundesarchiv, Bild 183-74235-0003.

Abb. 2 Bundesarchiv, Bild 183-74235-0004.

Abb. 3 Bundesarchiv, Bild 183-74235-0001.

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DSC_0898_(7909303828).jpg (Foto: Torsten Maue - CC BY 2.0).

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AWZ_Trabant_601S,_Verkehrszentrum_des_Deutschen_Museums.JPG?uselang=de (Foto: High Contrast - CC BY 3.0).

Abb. 6 Bundesarchiv, Bild 183-1989-1228-300.

Empfohlene Zitierweise

VEB Plasta Kunstharz- und Preßmassenfabrik Erkner, publiziert am 06.05.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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