VEB Schamottewerk Bad Freienwalde

Julian-Dakota Bock

Als ehemaliger Lieferant für die Rüstungsindustrie fiel das Freienwalder Schamottewerk nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter den alliierten Befehl Nr. 124, der die völlige Demontage des Werkes bedeutete. Diese erfolgte im April 1946. Doch bereits im selben Jahr begann der Wiederaufbau des Werkes. Nach der Wiederaufnahme der Produktion im Mai 1946 wurde der Betrieb 1947 ein SAG-Betrieb (sowjetische Aktiengesellschaft). Die Arbeit musste allerdings noch im gleichen Jahr infolge des Hochwassers eingestellt werden, welches das gesamte Oderbruch überschwemmt hatte. Die Produktionsstätten standen bis zu 2 Meter unter Wasser und es dauerte mehrere Wochen, bis alle Schäden beseitigt waren und die Produktion fortgeführt werden konnte. Zum 1. April 1952 wurde das Werk in Volkseigentum überführt. Es firmierte nun unter dem Namen „VEB Schamottewerk Bad Freienwalde“ und war ein Betriebsteil der „VEB Feuerfeste Wetro“ (Abb. 1). 

Bis zum Ende der 1950er entwickelte sich das Werk zu einem der führenden Spezialbetriebe zur Herstellung feuerfesten Materials in der DDR. Der Begriff „feuerfest“ umfasst hierbei Erzeugnisse aus geformten Steinen und Stampfgemengen die Temperaturen von 1500 ℃ und mehr Stand halten. Die beibehaltende Tradition des Handformens wurde dabei 1950 mit der Einführung des Pressluftstampfverfahrens erleichtert. Das feuerfeste Material diente als Grundlage für die meisten anderen Industriezweige in der DDR. So wurden Schamottequalitäten für Glüh- und Härteöfen, Tunnel-, Ring- und Schachtöfen, Sonderqualitäten für Drehrohr-, Fitte- und Flammöfen, Siliziumcarbidqualitäten für Emaillier- und Muffelöfen und säurebeständige Qualitäten für Zellstoffkocher, Schwefelsäureanlagen, Elektrolysen-Bäder usw. hergestellt. Um 1960 waren rund 250 Arbeitskräfte beschäftigt, die durchschnittlich einen Lohn von rund 450,- DM. erhielten. Obwohl der Hauptabsatz für das Schamottewerk in der DDR lag, wurden auch Exportaufträge nach Brasilien und in die Türkei ausgeführt.

Aufgrund des gewachsenen Bedarfs an feuerfestem Material sind zwischen 1959 und 1962 umfangreiche Investitionen am Werk vorgenommen und die Produktionskapazitäten ausgebaut worden (Abb. 2). Außerdem konnte die Betriebssanitätsstelle durch umfassende Rekonstruktion und Erweiterung zu einer polyklinischen Außenstelle erweitert werden. Noch vor der Fertigstellung des Neubaus brannte 1962 die alte Pressformerei nieder. Die Produktion wurde unter freiem Himmel fortgeführt und konnte erst 1963/64 wieder stabilisiert werden. Wohl aufgrund des wachsenden Bedarfs gelang es bis 1964 dennoch die Produktion um 56,6 % zu steigern. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten rund 350 Beschäftigte im Werk.

Auf Grundlage der Beschlüsse des X. Parteitages der SED 1981 wurde im Schamottewerk 1983 mit der Produktion von Konsumgütern begonnen. Die Werksleitung begann damit eine Produktionsabteilung für Gebrauchs- und Haushaltskeramik aufzubauen. In diesem Zusammenhang entstand eine Abteilung mit zwei Produktionstechnologien, eine zur Herstellung von Eindrehware, wie Pflanztöpfen oder -schalen und Gießtechnologie zur Herstellung von Hohlgussware, wie Vasen, Krüge, Becher (Abb. 3).

Literatur

Wranik, G.: Der VEB Schamottewerk in Bad Freienwalde. In: Heimatkalender für den Kreis Bad Freienwalde 3 (1959), S. 92-95.

Olias, Charlotte: VEB Schamottewerk Bad Freienwalde (Oder). In: Heimatkalender für den Kreis Bad Freienwalde 9 (1965), S. 122-126.

Schubert, Manfred: 100 Jahre feuerfeste Erzeugnisse aus Bad Freienwalde/ Oder. In: Heimatkalender für den Kreis Bad Freienwalde 27 (1983), S. 15-21.

Rockstein, Ingeborg: Konsumgüter aus dem VEB Feuerfestwerke Wetro, Werk Bad Freienwalde. In: Heimatkalender für den Kreis Bad Freienwalde 27 (1983), S. 33-37.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2 Heimatkalender für den Kreis Bad Freienwalde 27 (1983).

Abb. 3 Heimatkalender für den Kreis Bad Freienwalde 27 (1983).

Empfohlene Zitierweise

Bock, Julian-Dakota: VEB Schamottewerk Bad Freienwalde, publiziert am 17.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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