VEB Traktorenwerk / IFA-Getriebewerke Brandenburg

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Julian-Dakota Bock)

Der „VEB IFA-Getriebewerke Brandenburg“ ging auf den „VEB Traktorenwerk Brandenburg“ zurück. Am 28. Juli 1948 beschloss die Landesregierung Brandenburg, in den noch vorhandenen, teils zerstörten und demontierten Gebäuden des ehemaligen „Brennabor-Werkes“ (Produktion von PKW, Fahrrädern und Kinderwagen) in der Stadt Brandenburg (Havel) ein Traktorenwerk aufzubauen. Am 10. August erteilte sie dem Amt für volkseigene Betriebe den Auftrag zur Errichtung des Werkes.

Noch im gleichen Monat begannen Entrümpelungs- und Aufbaumaßnahmen. Im Mai 1949 startete die Serienproduktion des Radtraktors „RS 03 – Aktivist“ (Abb. 1-3). Auf Beschluss des Ministeriums für Maschinenbau der DDR stellte man Ende 1951 die Produktion von Radtraktoren auf Kettentraktoren um. Bis zum Beginn der 1960er Jahre wurden somit überwiegend Schlepper gebaut, u.a. die Kettenschlepper „KS 07“ (Abb. 4) und „KS 30 – Urtrak“ (Abb. 5) sowie der Kettentraktor „KT 50“ als Planierraupe und Überkopflader (Abb. 6), aber auch der Geräteträger „Maulwurf“ und ab Ende 1957 der Gabelstapler „EGF 1000“. Hinzu kam die Produktion von Konsumgütern wie „Kanadier“-Booten, Brotschneidemaschinen und Fahrradhilfsmotoren. Durch den Bau der Traktoren trug das Werk neben den Traktorenwerken in Schönebeck und Nordhausen zur Schaffung der technischen Grundlagen für eine effektive Landwirtschaft in der DDR bei.

Nach seiner Gründung im Jahr 1948 gehörte der Betrieb zunächst zur VVB (L) Eisen und Metall Kleinmachnow. Am 1. Januar 1950 wurde er als „VEB IFA Schlepperwerk Brandenburg“ der IFA Vereinigung Volkseigener Fahrzeugwerke Chemnitz zugeordnet. Ab 1951 unterstand er direkt den mehrmals wechselnden Industrieministerien und deren für Traktorenbau zuständigen Hauptverwaltungen. 1954 wieder in „VEB Brandenburger Traktorenwerke“ umbenannt, wurde der Betrieb 1958 Teil der neu gebildeten VVB Landmaschinen- und Traktorenbau Leipzig.

Zwischen 1961 und 1966 erfolgte die Umprofilierung des Traktorenwerkes zum Getriebewerk. Ziel war zunächst die Spezialisierung der Traktoren herstellenden Betriebe auf den Bau von Getrieben in Brandenburg, Motoren in Nordhausen und die Gesamtmontage in Schönebeck. Hinzu kam, dass in Ludwigsfelde ein neues Werk zum Bau von LKW errichtet werden sollte. So wurde im März 1961 die Produktion von Gabelstaplern eingestellt und zum „VEB Verlade- und Transportanlagen Leipzig“ übergeleitet. Mit Beschluss vom 25. Oktober 1962 beauftragte der Ministerrat der DDR die Brandenburger Traktorenwerke, Getriebe für Traktoren und LKW zu entwickeln und zu produzieren. Hierfür begann 1963 der Bau eines neuen Werkes zur Getriebeproduktion auf dem Gelände der ehemaligen Arado-Werke in der Wilhelm-Bahms-Straße. Die ersten Hallen im neuen Werk wurden im Januar 1967 bezogen. Die Produktion von Getriebeteilen begann noch im alten Werk im November 1964, kurz darauf verließ der letzte Traktor die Hallen.

Die ersten Getriebe für den LKW „W 50“ des Automobilwerkes Ludwigsfelde entstanden im September 1965 und im selben Jahr erhielt das Werk schließlich den Namen „VEB IFA-Getriebewerke Brandenburg“. 1971 übernahm es die Produktion von „Robur“-Getrieben, 1986 die für den LKW „L 60“. Zu den Getrieben für LKW, die den größten Teil der Produktion ausmachten, kam die Fertigung von Getrieben und Getriebeteilen für Traktoren, PKW und Motorräder. Damit war der Betrieb der größte Fahrzeuggetriebe-Hersteller der DDR. Im Rahmen der Konsumgüterproduktion entstanden in den 1980er Jahren auch Heckenscheren.

Entsprechend dem veränderten Produktionsprofil gehörte das Werk bereits seit 1. Juli 1964 zur VVB Automobilbau Karl-Marx-Stadt. Zum 1. Januar 1978 wurde es dem neu gebildeten VEB IFA-Kombinat Nutzkraftwagen Ludwigsfelde zugeordnet. Mit dem Ende der DDR erfolgte 1990 die Privatisierung und Umwandlung des VEB in die Zahnradfabrik Brandenburg GmbH. 1991 wurde sie durch die Zahnradfabrik Friedrichhafen AG übernommen.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 506 VEB Getriebewerk Brandenburg. [Siehe: Hier]

Literatur

Kohnke, Hans-Georg: Von Brennabor zu ZF. Fahrzeugindustrie in Brandenburg an der Havel. Erfurt 2016.

Krause, Bernd: Fahrräder, Automobile und Traktoren. In: Heinrich, Gerd u.a. (Hrsg.): Stahl und Brennabor. Die Stadt Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert (= Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; 3). Potsdam 1998, S. 433-445.

Krause, Bernd: VEB Brandenburger Traktorenwerk. In: Geiseler, Udo; Heß, Klaus (Hrsg.): Brandenburg an der Havel. Lexikon zur Stadtgeschichte (= Einzelveröffentlichungen der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V.; 13). Berlin 2008, S. 374-375.

Seipod, Herbert: Zeittafel vom VEB Brandenburger Traktorenwerke zum IFA-Getriebewerke Brandenburg 1958-1988. Brandenburg 1988.

Verch, Katrin: VEB IFA-Getriebewerke Brandenburg. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 387-388.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 File:Bundesarchiv Bild 183-18524-0001, LPG Drackendorf, feierlicher Beginn der Aussaat.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-18524-0001 - CC-BY-SA 3.0).

Abb. 2 https://agrargeschichte.museum-digital.de/object/1569 (CC-BY-NC-SA @ Freunde historischer Landtechnik Dresden e.V.).

Abb. 3 https://agrargeschichte.museum-digital.de/object/1578 (CC-BY-NC-SA @ Freunde historischer Landtechnik Dresden e.V.).

Abb. 4 https://agrargeschichte.museum-digital.de/object/1577 (CC-BY-NC-SA @ Freunde historischer Landtechnik Dresden e.V.).

Abb. 5 File:Bundesarchiv Bild 183-41535-0002, Hohenziritz, Vorbereitung der Aussaat.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-41535-0002 - CC-BY-SA 3.0).

Abb. 6 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_n-06_0000082.jpg?uselang=de (Deutsche Fotothek; Foto: Eugen Nosko - CC-BY-SA 3.0).

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Traktorenwerk / IFA-Getriebewerke Brandenburg, publiziert am 21.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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