Büsscher & Hoffmann AG, Eberswalde

 

Die Gründung der Firma erfolgte am 18. Oktober 1852, nachdem der Mühlenbaumeister Friedrich Wilhelm Büsscher (Abb. 1) nach wirtschaftlicheren Bedachungsmaterialien gesucht und verschiedene Experimente mit Teerdachpappe durchgeführt hatte. Neben seiner ersten Anzahlung (300 Taler) für die Firma kam weiteres Kapital am 3. Januar 1853 vom Königlichen Baurat Friedrich Eduard Hoffmann (Abb. 2) (100 Taler) und vom Ingenieur Busse (110 Taler). Dies 510 Taler bildeten das bescheidene Gründungskapital des neuen Unternehmens.

Waren zunächst lediglich zwei Arbeiter beschäftigt, wuchs deren Zahl bis zum Dezember desselben Jahres auf acht. Die Produktion und der Absatz der Dachpappe steigerten sich rasch und die Beschaffenheit und Herstellung wurde immer mehr verbessert. Bald gelang es dem Unternehmen, anstelle der bis dahin allein herstellbaren Pappbogen oder Tafeln endlose Pappen zu fabrizieren und dadurch für die Herstellung der Dachflächen wesentlich Vereinfachungen einzuführen.

Großen Wert legte die Firma von Beginn an auf die Veröffentlichung und damit Verbreitung ihrer Erfahrungen, bspw. 1854 in der „Anweisung zum Eindecken flacher Dächer mit Steinpappe aus der Fabrik Büsscher & Hoffmann zu Neustadt-Eberswalde“. Es folgten weitere Publikationen jener Art.

Am 14. Juni 1854 verkündete das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Potsdam auf Anordnung des Königlichen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, „daß die mit Büsscher’s Steinpappen gedeckten Dächer den mit gebrannten Dachziegeln eingedeckten Dächern in Bezug auf die Feuersicherheit gleichzustellen seien“ (Fünfundsiebzig Jahre 1927, 10). Damit war nunmehr der Verwendung von Teerdachpappe Bahn gebrochen.

Einen weiteren Aufschwung erlebte das Unternehmen durch die Erfindung der Asphaltfilzmatten als Isoliermaterial. Da sich der Aufgabenkreis der Firma kontinuierlich ausweitete und die bisherigen Produktionsstätten nicht mehr ausreichten, erwarb man im Jahre 1857 ein neben dem Bahnhof Neustadt-Eberswalde gelegenes Grundstück vom Eberswalder Gastwirt Knöpke sowie naheliegende Kiesgruben für die notwendigen Sand- und Kieszuführungen. Am 7. Juni 1857 genehmigte die Potsdamer Regierung den Bau des Fabrikgebäudes, die Aufstellung einer Dampfmaschine und die Errichtung eines stehenden Dampf-Druck-Kessels. Aufgrund des steigenden Absatzes der Dachpappe und deren Verbreitung wurde die Firma in Eberswalde 1867 erweitert (Abb. 3-9).

Zwischen 1868 und 1926 erfolgten die Gründungen zahlreicher Filialen und Fabriken der Firma, u.a. in Böhmen und Österreich. Im Brandenburger Raum wurden darüber hinaus 1919 Rohpappenfabriken in Köpenick und Potsdam gegründet, welche jedoch 1923/23 wieder verkauft wurden. Im Ausland unterhielt man außerdem Geschäftsstellen in Brüssel und Rotterdam. Zusätzlich zu jener Expansion, wurde die Firma auf den Weltausstellungen in London (1862) und Paris (1867) ausgezeichnet.

Als weitere Zäsur in der Firmengeschichte kann die Entwicklung der teerfreien Spezial-Dachpappe „Barusin“ 1912 gelten. Jene konnte nicht nur als Bedachungsmaterial, sondern auch zum Isolieren von Fußbodenbelägen und Wandbekleidungen verwendet werden (Abb.10). Weiterhin wandte man sich dem Teerstraßenbau zu. Zudem kam es zu einer Verlagerung des Schwerpunktes der Firma. Standen zunächst die eigentlichen Ausführungsarbeiten im Vordergrund, so konzentrierte man sich nun verstärkt auf die Erzeugung (Abb. 11).

Am 1. April 1922 siedelte die Generaldirektion der Firma nach Berlin über und wurde am 13. Oktober desselben Jahres in eine Aktiengesellschaft überführt, welche alle in Deutschland gelegenen Werke umfasste. Parallel dazu bestand noch die alte Firma „Büsscher & Hoffmann m. b. h.“, die fortan nur noch für die österreichischen Niederlassungen zuständig war. Diese wandelte man 1926 in ein österreichisches Unternehmen mit der Bezeichnung „Büsscher & Hoffmann mbH & Co GmbH, Wien“ um und löste die „Büsscher & Hoffmann m. b. H.“ in Deutschland auf.

Infolge ihrer Expansionspolitik und scharfer Konkurrenzkämpfe geriet die Firma 1932 in Liquiditätsschwierigkeiten. Der Hauptlieferant des Asphalts, die „Ebano Asphalt-Werke AG“ (Hamburg) versuchte gemeinsam mit dem holländischen Bankhaus Wodan (Amsterdam) die Firma zu sanieren, um ihre Forderungen zu sichern und einen bedeutenden Abnehmer zu erhalten. Hierzu wurde das Aktienkapital der Firma 1933 von 600.000 RM zunächst auf 1.000.000 RM, 1937 dann auf 1.500.000 RM, erhöht. Davon verfügte allein die „Ebano Asphalt-Werke AG“ über 1.300.000 RM (ca. 87 %) des Aktienkapitals der „Büsscher & Hoffmann AG“. Diese wiederum befand sich mit ihrem gesamten Aktienkapital im Besitz der „Standard Oil Company“ (New Jersey) in New York. Somit war die amerikanische Gesellschaft mittelbarer Eigentümer der „Büsscher & Hoffmann AG“.

Nach Kriegsende konnte die Produktion in der sowjetischen Besatzungszone in Eberswalde und Halle (Saale) trotz Schäden wiederaufgenommen werden. 1946 erfolgte die Sequestrierung der Werke gemäß Befehl 124 der SMAD und deren Überführung in eine sowjetische Aktiengesellschaft für Baustoffe. Ab März 1947 erhielt die Firma den Zusatz „in Treuhandschaft bei den Volkseigenen Betrieben“ und wurde 1948 in die Treuhandschaft der VVB Chemie-Papier (Potsdam) überführt, da eine ausländische Kapitalbeteiligung vorlag. Dies fand auch Niederschlag in der Enteignungsurkunde, die den Zusatz beinhaltete, dass die nachgewiesenen ausländischen Anteile zu Lasten der Verbindlichkeiten des Betriebes von der Enteignung freigestellt bleiben.

 

(Textvorlage: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Büsscher & Hoffmann AG, Eberswalde; Bestandsübersicht / Firmengeschichte [Siehe: Hier], ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Büsscher & Hoffmann AG, Eberswalde.

Anweisung zum Eindecken flacher Dächer mit Steinpappe aus der Fabrik Büsscher & Hoffmann zu Neustadt-Eberswalde. 1854.

Die Baumaterialien der Fabriken von Büsscher & Hoffmann in Neustadt-Eberswalde bei Berlin und M. Gladbach bei Cöln. Zur Londoner Ausstellung von 1862. Berlin 1862.

Mittheilungen über die wasserdichten Baumaterialien der Fabrik von Büsscher & Hoffmann: zu Neustadt-Eberswalde und der unter der Firma Peter Krall jun. zu M. Gladbach arbeitenden Zweigfabrik. Berlin 1860.

Mittheilungen über die wasserdichten Baumaterialien der Fabrik von Büsscher & Hoffmann, Bahnhof Eberswalde und deren Zweigfabriken unter gleicher Firma: in Halle, Mariaschein in Böhmen, Strassburg. Breslau 1892.

Literatur

Friese, Karin: Eine Medaille zum 75-jährigen Bestehen der Eberswalder Firma Büsscher & Hoffmann 1927. In: Eberswalder Jahrbuch 2019, S. 56-82.

Büsscher & Hoffmann AG (Hg.): Fünfundsiebzig Jahre. 1852-1927. Büsscher & Hoffman AG, Dachpappen und Asphaltwerke Berlin, Eberswalde, Halle a.S., Berlin 1927.

Rudolf Schmidt: Geschichte der Stadt Eberswalde. Band 2. Eberswalde 1941, S. 235-237.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2, 8-11 Büsscher & Hoffmann AG (Hg.): Fünfundsiebzig Jahre. 1852-1927. Büsscher & Hoffman AG, Dachpappen und Asphaltwerke Berlin, Eberswalde, Halle a.S., Berlin 1927.

Abb. 3-7 SLUB / Deutsche Fotothek / Franz Stoedtner.

Empfohlene Zitierweise

Büsscher & Hoffmann AG, Eberswalde, publiziert am 17.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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