Humerohr GmbH, Kirchhain

Andreas Hanslok

Auf Grund des Ausbaus der Wasser- und Abwassernetze während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in zahlreichen deutschen Städten stieg der Bedarf an Leitungsrohren. Daher, und auch weil sich bei den Städten Dobrilugk und Kirchhain (heute Doberlug-Kirchhain) reiche Kiesvorkommen befanden, gründeten die Charlottenburger Wasserbetriebe 1923 dort ein Unternehmen, das auf der Grundlage des von den Brüdern Hume in Adelaide (Australien) seit 1910 angewandten Herstellungsverfahrens produzierte.

Anders als bei den bis dahin gebräuchlichen Fabrikationsmethoden von Betonrohren, den Stampf-, Rüttel- und Pressverfahren, nutzte man am Produktionsstandort Kirchhain die Zentrifugalkraft und fertigte mit sogenannten Rollbänken, auf denen die Rohrformen rotierten, Rohrrohlinge, die nach dem Glätten, Ausbürsten und Abbinden in Dampfkammern den Betrieb in Richtung Kundschaft verließen.

Mit Hilfe des Schleuderverfahrens konnten relativ glatte und dünnwandige Rohre mit großen Lichtweiten erzeugt werden. Herkömmliche Zementrohre waren damals 60 % schwerer als die Hume-Rohre, was sich beim Transport und Verlegen derselben natürlich positiv bemerkbar machte. Auch durch ihre porenlose Gefügedichte waren die Hume-Rohre an Festigkeit, Wasserdichte und chemischer Resistenz den Betonrohren der Konkurrenz weit überlegen. Um ihre Beständigkeit bei höheren Innen- und Außendrücken zu verbessern, entwickelte das Unternehmen ein Drahtwickelverfahren, mit dessen Hilfe Stahlbetonrohre bewehrt werden konnten.

Die Humerohr GmbH setzte in den 1920er und 1930er Jahren die entscheidenden Maßstäbe bei der Produktion von qualitativ hochwertigen Betonrohren in Deutschland.

Da während des Zweiten Weltkrieges viele kommunale Bauprojekte nicht verwirklicht werden konnten und der Absatz der Hume-Rohre zu stagnieren drohte, produzierte man neben den Betonrohren auch sogenannte Rohr-Luftschutzräume.

Nach dem Krieg wurde das Unternehmen im Jahr 1953 in Volkseigentum überführt und erhielt den Namen VEB Schleuderbetonrohrwerk Doberlug-Kirchhain.

Quellen

Archiv des Weißgerbermuseums Doberlug-Kirchhain.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-7 Weißgerbermuseum Doberlug-Kirchhain

Empfohlene Zitierweise

Hanslok, Andreas: Humerohr GmbH, Kirchhain, publiziert am 14.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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