Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel AG, Potsdam-Babelsberg

 

Die „Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel“ wurde am 1. April 1876 von den jüdischen Unternehmern Benno Orenstein und Arthur Koppel in Berlin gegründet und 1897 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Sie besaß Fabriken in Bochum, Dorstfeld, Nordhausen, Nowawes (am Bahnhof Drewitz), Spandau und Schmiedefeld bei Breslau. Darüber hinaus unterhielt sie zahlreiche Handelsniederlassungen im In- und Ausland.

Die Tätigkeit des Unternehmens bestand in der Fabrikation und dem Ankauf von Materialien, Werkzeugen und Maschinen zum Bau und zur Ausrüstung von Eisenbahnen, v. a. Feld-, Industrie- und Kleinbahnen sowie Brücken- und Wasserbauten aller Art. Das Hauptgeschäft stellte jedoch der Bau von Lokomotiven (Abb. 1), Eisenbahnwaggons, Straßenbahnwagen für Normal- und Schmalpur, Signal- und Weichenanlagen sowie Feldbahnmaterial jeglicher Art dar. Darüber hinaus produzierte man auch Krane, Straßenwalzen, Löffel- und Eimerkettenbagger und Schlepper.

1898/99 erwarb die Firma zur Produktionserweiterung Land in der Nähe des Bahnhofes Drewitz. Hier nahm die eigens gegründete Tochtergesellschaft „Märkische Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel oHG“ am 1. April 1899 ein Zweigwerk mit einer umfangreichen Kesselschmiedeanlage in Betrieb. Gebaut wurden dort später u.a. die Einheitslokomotiven der Baureihen 41, 44, 50 und 64 sowie die Kriegslokomotiven der Baureihe 52 (Abb. 2-6).

Zum Bau von Dampflokomotiven kamen in den 1930er Jahren der Bagger-, Motoren- und Dampfwalzenbau hinzu. In Kriegszeiten wurden auch Granaten gedreht sowie Feldhaubitzen und Verschlussstücke für Panzerabwehrkanonen hergestellt.

Im Rahmen der sogenannten „Arisierung“ im Nationalsozialismus kam die Orenstein & Koppel AG unter treuhänderische Verwaltung. Das Babelsberger Werk wurde am 1. April 1940 in „Maschinenbau und Bahnbedarf Aktiengesellschaft, vormals Orenstein & Koppel, Berlin“ umbenannt und 1941 noch der Zusatz Orenstein & Koppel aus dem Namen entfernt.

Nach 1945 wurde die Firma enteignet und die Produktion erst 1946 wiederaufgenommen. Am 18. März 1948 erfolgte die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb und damit die Umbenennung in „VEB Lokomotivbau Karl Marx, Babelsberg“.

 

(Textvorlage: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel AG, Potsdam-Babelsberg, Bestandsübersicht / Firmengeschichte [Siehe: Hier], ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel AG, Potsdam-Babelsberg.

Orenstein & Koppel – Arthur Koppel Aktiengesellschaft (Hrsg.): Denkschrift anlässlich der Fertigstellung der 5000. Lokomotive. Mit einem Rückblick auf die Entwicklung der Orenstein & Kopel – Arthur Koppel Aktiengesellschaft. Lokomotive. Berlin 1913.

Literatur

Gottwald, Alfred B.: Benno Orenstein. Ein jüdischer Lokomotivbauer. Berlin 2015.

Bengs, Carsten: Orenstein und Koppel. 125 Baumaschinen, Lokomotiven, Traktoren. Brilon 2002.

Raach, Jörg: Faszination Eisenbahn. Bahnkultur in Brandenburg. Berlin 2014.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Denkschrift 1913.

Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Drewitz_Fabrik_Orenstein_und_Koppel_Ansicht.jpg?uselang=de

Abb. 3 SLUB / Deutsche Fotothek / Franz Stoedtner.

Abb. 4 Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte.

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bad_Muskauer_Bahn_BR_99_3462..002.jpg?uselang=de (Foto: Bybbisch94, Christian Gebhardt - CC BY-SA 4.0).

Abb. 6 https://brandenburg.museum-digital.de/object/68064 (Museum Weberstube Nowawes - CC-BY-NC-SA).

Empfohlene Zitierweise

Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel AG, Potsdam-Babelsberg, publiziert am 28.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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