VEB Schweißtechnik Finsterwalde

Katrin Verch (bearbeitet und ergänzt von Vinzenz Czech)

Aufgrund der schwedischen Beteiligungen erfolgte im Gegensatz zu anderen Betrieben nach 1945 keine Enteignung der „Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH“. Ein Teil der bereits demontierten Maschinen kam auch nicht zur Verladung und wurde wieder aufgestellt. Der Befehl der SMA Brandenburg Nr. 166 vom 20. Juli 1946 bestimmte die Übergabe der Fabrik zum 1. August 1946 zwecks Reparationszahlung an die „Sowjetische Elektrotechnische AG (SAG)“. Wegen des hundertprozentigen schwedischen Besitzes wurde sie jedoch per Befehl Nr. 27 der SMA Brandenburg vom 20. Februar 1947 zum 1. März 1947 an die Provinzialregierung Mark Brandenburg zur treuhänderischen Verwaltung zurückgegeben.

Zum 1. Juli 1948 ordnete man den Betrieb der VVB (Z) Elektromaschinenbau Berlin (VEM) als Treuhandbetrieb zu. Gemäß der „Verordnung über die Verwaltung und den Schutz ausländischen Eigentums in der DDR“ vom 6. September 1951 wurde die staatliche Verwaltung festgelegt. Die Verwalter und Unterstellungen wechselten. Ab 1958 gehörte der Betrieb zur VVB Elektromaschinen Dresden und firmierte bis zum 31. Dezember 1969 als „Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH in Verwaltung“ (Abb. 1, 2).

Auf der Grundlage des Beschlusses des Präsidiums des Ministerrates vom 16. März 1967 zur Nutzung von Betrieben mit ausländischer Kapitalbeteiligung stellte er zum 31. Dezember 1969 seine Produktion „im eigenen Namen“ ein. Der Schutz des ausländischen Vermögens blieb mit dem Status der Vermögensverwaltung bestehen. Die Produktion führte ab 1. Januar 1970 der „VEB Schweißtechnik Finsterwalde“ in denselben Produktionsstätten fort. Seit dem 1. Januar 1970 war das Werk dem VEB Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“ Lutherstadt Eisleben, dem Zentrum der Buntmetallurgie, zugeordnet. 1986 erwarb die DDR durch Staatsvertrag mit Schweden den Kjellbergschen Familienbesitz und Firmennamen.

Hergestellt wurden vor allem Schweißelektroden und Schweißmaschinen, aber auch Schweißtransformatoren, -gleichrichter und –automaten (Abb. 3, 4). Darüber hinaus produzierte der VEB in seiner Anfangszeit auch verschiedene Güter des Massenbedarfs, so bspw. Motoren und Generatoren für den Aufbau der Fischereiflotte, Erregermaschinen und Anwärmaggregate für Turbo-Generatoren, Anlasser und Lichtmaschinen sowie schlagwettergeschützte Drehstrommotoren für den Bergbau.

Eine wissenschaftliche Zusammenarbeit existierte mit dem Zentralinstitut für Schweißtechnik in Halle, der Technischen Hochschule „Otto von Guericke“ Magdeburg oder dem Dresdner Forschungsinstitut Manfred von Ardennes. Hier führte man 1959 auch erstmals Grundlagenversuche für das Plasma-Schmelzschneiden von hochlegierten Stählen und Aluminium mit Argon-Wasserstoff durch.

1962 lieferte der Betrieb die erste industriereife Plasma-Schneidanlage aus. Acht Anlagen der ersten Serien lieferte das Unternehmen nach Japan. Da die Lieferwünsche des japanischen Marktes in Finsterwalde aus Kapazitätsgründen nicht erfüllt werden konnten, erhielt 1984 die japanische O-A-Mach Corporation in Tokio eine Lizenz für die Herstellung und den Verkauf von Plasma-Schneidbrennern. Im Jahr 1986 wurde erstmals eine unter Wasser einsetzbare Plasmaschneidanlage vorgestellt. Zu dieser Zeit arbeiteten 1064 Mitarbeiter im Unternehmen (Abb. 5-7).

1990 erfolgte die Privatisierung zur „Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH“.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 902 VEB Schweißtechnik Finsterwalde  [Siehe: Hier]

Literatur

Träger, Günter: Der VEB Schweißtechnik Finsterwalde im VEB Mansfeldkombinat „Wilhelm Pieck“. Ein betriebsgeschichtlicher Überblick. In: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus 16 (1982), S. 63-66.

VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck (Hg.): 50 Jahre Schweißtechnik aus Finsterwalde 1922-1972, o.O. 1972.

Verch, Katrin: VEB Schweißtechnik Finsterwalde. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 335-337.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2, 4-7 SLUB / Deutsche Fotothek / Rössing, Roger & Rössing, Renate

Abb. 3 50 Jahre Schweißtechnik

Abb. 4 – 7 SLUB / Deutsche Fotothek

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Schweißtechnik Finsterwalde; publiziert am 12.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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