Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH, Finsterwalde

Katrin Verch (bearbeitet und ergänzt von Vinzenz Czech)

Am 12. November 1921 wurde die Firma „Kjellberg Elektroden GmbH“ mit Sitz in Berlin gegründet. Größter Gesellschafter war der schwedische Elektrokonzern „Elektriska Setsnings Aktiebolaget Göteburg (ESAB)“, dessen Generaldirektor, Oskar Kjellberg, der Firma den Namen gab. Gegenstand des Unternehmens war die Nutzung des ESAB-Patents für Kjellberg-Schweißelektroden und die Herstellung und der Vertrieb von Schweißmaschinen und Schweißapparaturen sowie aller damit zusammenhängender Artikel. Das Patent revolutionierte mit der Lichtbogenschweißtechnik die gesamte Technologie im Metallbau. Zum Zwecke der praktischen Ausbeutung des Patents gründete die „Kjellberg Elektroden GmbH“ am 4. April 1922 die „Kjellberg Elektro-Maschinen GmbH“ in Finsterwalde.

Den ersten in Finster­walde ent­wickelten und gebauten Schweiß­generator präsentierte die Firma 1923 zur Frühjahrs­messe in Leipzig. Im selben Jahr begann in Finsterwalde auch die Schweißelektrodenproduktion. Das älteste Produkt war die Stabelektrode OK G2/1, eine Elektrode für Reparaturschweißungen. Um die Festigkeit beim Schweißen zu erhöhen, begann man ummantelte Stabelektroden im Tauchverfahren herzustellen, welches dann in den dreißiger Jahren von der Pressmanteltechnologie abgelöst wurde. Angepasst an das Profil des Betriebes erfolgte ab 1926 die Umbenennung in „Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH“.

Produziert wurden vor allem Schweißumformer, mit denen hauptsächlich Reparaturschweißungen ausgeführt wurden und die den Grundstein für den internationalen Erfolg legten (Abb. 1, 2). Das Unternehmen errang mit seinen produzierten Schweißanlagen überregionale Aufmerksamkeit. Chemiker, Metallurgen und andere Spezialisten zog es nach Finsterwalde. Daneben sorgten Fachtagungen und Lehrgänge im Lichtbogenschweißen für ein Anwachsen des Unternehmens, das schließlich im Bau der markanten neuen Produktionshalle seinen Ausdruck fand. Die 1935/36 errichtete Halle war einer der ersten Industriebauten, dessen Stahlelemente vollständig elektrisch verschweißt wurden (Abb. 3, 4). Damit war der Bau auch ein wichtiges Referenzobjekt für das eigene Verfahren. Mit seiner Fertigstellung im Jahr 1936 erweiterte das Unternehmen seine Produktionsstätte am Stammsitz in Finsterwalde. Für den fünfgeschossigen Industriebau wurden 460 t Stahl verbaut und rund 35.000 m Schweißnaht ausgeführt.

Am 23. Oktober 1937 übernahm die „Kjellberg Elektroden GmbH“, die am 16. Juli 1934 ihren Sitz von Berlin nach Finsterwalde verlegt hatte, die „Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH“ in Finsterwalde und nahm deren Namen an. Der Betrieb wurde zur größten Spezialfabrik für Lichtbogen-Schweißanlagen und Schweißelektroden weltweit. 1937 brachte die Firma darüber hinaus den ersten Schweißautomaten auf den deutschen Markt (Abb. 5-7).

Während des Zweiten Weltkrieges profitierte die Firma auch von zahlreichen Aufträgen für die deutsche Rüstungsproduktion, inklusive des Einsatzes von Zwangsarbeitern. Aufgrund der schwedischen Beteiligungen wurde die „Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH“ nach 1945 nicht enteignet und zum 1. März 1947 an die Provinzialregierung Mark Brandenburg zur treuhänderischen Verwaltung gegeben.

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 902 VEB Schweißtechnik Finsterwalde [Siehe: Hier]

Literatur

VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck (Hg.): 50 Jahre Schweißtechnik aus Finsterwalde 1922-1972, o.O. 1972.

Verch, Katrin: VEB Schweißtechnik Finsterwalde. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 335-337.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2, 4 50 Jahre Schweißtechnik

Abb. 3, 5-7 Gemeinfrei

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH, Finsterwalde, publiziert am 12.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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