VEB Rohrleitungswerk Finow

Julian-Dakota Bock

Das Rohrleitungswerk in Finow, welches in der unmittelbaren Nachkriegszeit noch als Teil der „Franz Seiffert Co. KG.“ firmiert hatte, wurde im Februar 1947 in Volkseigentum überführt und der neu gebildete „VEB Rohrleitungswerk“ der Stadt Finow als Kommunalbetrieb zugeordnet. Bis zum Ende des Jahres beschäftigte man auf dem alten Werksgelände bereits wieder 320 Arbeiter (Abb. 1, 2). Innerhalb der DDR war das Rohrleitungswerk der wichtigste Lieferant von Hochdruck-Rohrleitungssystemen für Kraftwerke und Chemieanlagen. Darüber hinaus gelangte der Betrieb auch zu einiger Relevanz auf dem länderübergreifenden RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe)-Markt.

Der „VEB Rohrleitungswerk“ war maßgeblich an der Instandsetzung mehrerer Kraftwerke in der DDR beteiligt. So wurden 1949/50 etwa die Kraftwerke in Trattendorf und Finkenherd mit Rohrleitungssystemen versorgt. Um der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden, kam es 1950/51 zur Aufstellung von zwei E-Öfen im Werk. Außerdem stellte man ab 1955 auch eigene Krananlagen her, welche wiederum für die Produktion im Werk eingesetzt wurden. Ab 1959 gehörte der Betrieb zum VVB Rohrleitungen und Isolierungen Leipzig (ab 1970 VEB Kombinat Rohrleitungen und Isolierungen).

Im Jahr 1962 wurde die Montage und Konstruktion der Rohranlagen zum Industrie- und Kraftwerksrohrleitungsbau (IKR) Bitterfeld ausgelagert, wodurch es auch zu einer vorübergehenden Reduktion der Arbeitskräfte im Werk kam. Die Anzahl der Arbeiter stieg jedoch bis 1975 wieder auf 763 an.

Das Rohrleitungswerk wurde 1978 dem neu gebildeten VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau zugeordnet. Ab 1982 produzierte der „VEB Rofin“ auch Kernkraftwerksröhren. Damit einher ging eine Investition von ca. 61 Millionen Mark, um die entsprechenden Produktionskapazitäten zu schaffen (Abb. 3). 1984 begann zudem eine umfangreiche Modernisierung und der Bau neuer Werkhallen auf einem sich östlich anschließenden Werksgelände.

Im Jahr 1990 arbeiteten ca. 1.100 Beschäftigte im Werk. Doch nach der Wende brachte u.a. der Baustopp von Atomkraftwerken drastische Produktionseinschränkungen mit sich. Es kam zur Privatisierung, begleitet von Massenentlassungen und der Verlagerung der Produktion auf neue Bereiche. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände befindet sich heute ein Gewerbepark (Abb. 4).

VVB - Vereinigung Volkseigener Betriebe

Literatur

Backhaus, Karl-Heinz / Grabs, Martin: VEB Rohrleitungsbau Finow (Rofin). In: http://wirtschaftsgeschichte-eberswalde.de/industrie-2/veb-rohrleitzungsbau-finow/ (Letzer Zugriff am 6.10.2022 um 10:23 Uhr).

Rohowski, Ilona: Landkreis Barnim. Teil 1: Stadt Eberswalde (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg Band 5.1). Worms 1997.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2 Rohowski 1997.

Abb. 3 http://wirtschaftsgeschichte-eberswalde.de (Archiv Finow Rohrsysteme GmbH).

Abb. 4 reiseland-brandenburg.de.

Empfohlene Zitierweise

Bock, Julian-Dakota: VEB Rohrleitungswerk Finow, publiziert am 12.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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