Matador Bergbaugesellschaft mbH, Reppist

 

Nach dem Erwerb des in der Gemarkung Reppist gelegenen Braunkohlenwerks Grube Marie der Gebrüder Reschke gründete die „Ilse Bergbau AG zu Grube Ilse“ gemeinsam mit der „Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG zu Welzow (Eintracht AG)“ im März 1910 die „Matador Bergbaugesellschaft m.b.H.“ mit Sitz in Senftenberg, benannt nach der Brikettmarke der Gebrüder Reschke (Matador). Laut dem am 19. März 1910 festgestellten Gesellschaftsvertrag sollte Gegenstand des Unternehmens der Erwerb und Errichtung von Braunkohlenbergwerk und Brikettfabriken und der Betrieb derselben sein. Ausgestattet mit einem Stammkapital von 2.000.000 Mark, das 1925 auf 1.000.000 RM herabgesetzt wurde und sich zu gleichen Anteilen auf die beiden Gesellschafter verteilte, übernahm die „Matador Bergbau GmbH“ zum 1. April 1910 den Betrieb der Braunkohlentiefgrube Matador (ehemals Grube Marie Gebrüder Reschke) und der dazugehörigen Brikettfabrik in Reppist. Noch im April 1910 verlegte die neugegründete Gesellschaft ihren Sitz von Senftenberg nach Reppist bei Senftenberg, dem Standort ihrer Produktionsanlagen. (Abb. 1-4)

Nach Erschöpfung des ersten Flözes erwies sich der Weiterbetrieb der Braunkohlenförderung im Tiefbau auf Grube Matador durch Aufschluss des zweiten unteren Flözes ab Mitte der 1920er Jahre als unwirtschaftlich. Nach dem Scheitern von Versuchen, den Tiefbaubetrieb mit neuen Abbaumethoden fortzusetzen, mussten Grube und Brikettfabrik im Sommer 1927 stillgelegt werden. Nach Abschluss eines auf 20 Jahre laufenden Kohlenlieferungsvertrages mit der „Ilse Bergbau AG“ konnte zum 31. Mai 1928 der Betrieb der Brikettfabrik Matador wiederaufgenommen werden. Nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise zwang der Einbruch im Brikettabsatz wiederum zur Stilllegung der Brikettfabrik ab Februar 1931. In den Folgejahren blieb die Tätigkeit der „Matador Bergbau GmbH“ auf die Verwaltung ihrer Betriebswerte und Anlagen beschränkt.

Mit Wirkung vom 1. April 1937 zog sich die „Eintracht AG“ als Gesellschafterin aus dem Unternehmen zurück und trat ihren Anteil an die „Ilse Bergbau AG“ ab. Als alleinige Gesellschafterin band die „Ilse Bergbau AG“ das Unternehmen durch den Organvertrag vom 13. August 1938 als Organgesellschaft an sich und regelte damit das Binnenverhältnis zwischen den Unternehmen in Bezug auf Wettbewerbsrecht und Steuerfragen.

1937 schloss die „Matador Bergbau GmbH“ mit der „Niederlausitzer Kohlenwerke AG (NKW)“ einen Pachtvertrag über die zu dieser Gesellschaft gehörenden Brikettfabriken Bertha, Viktoria I und Viktoria II ab. Die gepachteten Brikettfabriken Bertha und Viktoria I sowie die im März 1938 wieder in Betrieb genommene Brikettfabrik Matador erhielten Kohle der Muttergesellschaft aus dem Tagebau Ilse-Ost. Die ebenfalls gepachtete Brikettfabrik Viktoria II wurde im Juni 1938 an die „Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW)“ unterverpachtet. Im Ergebnis der Zerschlagung der „NKW“ wurde die „Matador Bergbau GmbH“ schließlich 1940 Eigentümerin der Brikettfabriken Bertha und Viktoria I (Abb. 5, 6), während die Brikettfabrik Viktoria II endgültig der „AKW“ zufiel.

1940 gehörten folgende Betriebe zur „Matador Bergbau GmbH“:

- Verwaltung in Grube Ilse,

- Brikettfabrik Matador in Reppist,

- Brikettfabrik Bertha in Sauo/Großräschen und

- Brikettfabrik Viktoria I in Großräschen.

Bei den Kampfhandlungen im Frühjahr 1945 wurde die Brikettfabrik Viktoria I zerstört. Nach Kriegsende wurde das Vermögen des Unternehmens enteignet und in Volkseigentum überführt. Zunächst erfolgten nach SMAD-Befehl 124 vom 30. Oktober 1945 die Beschlagnahme und anschließende Verwaltung der verbliebenen Betriebe Matador und Bertha durch einen Treuhänder. Zum 1. Januar 1947 ging die Verwaltung auf den „Brandenburgischen Bergbau“ über. Am 28. Juni 1947 beschloss der Brandenburger Landtag das „Gesetz zur Überführung der Bodenschätze und Kohlenbergbaubetriebe in die Hand des Volkes“. Im Handelsregister erfolgte daraufhin zum 7. Juli 1948 die Löschung der „Matador Bergbau GmbH“. Die Enteignung ihres Betriebsvermögens wurde mit Urkunde vom 15. Juli 1948 bestätigt. Ab dem 1. Juli 1948 waren die Betriebe Matador und Bertha der VVB Braunkohlenverwaltung Senftenberg unterstellt.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

(Textvorlage: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Matador Bergbaugesellschaft mbH, Bestandsübersicht / Firmengeschichte, ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Matador Bergbaugesellschaft mbH, Bestandsübersicht / Firmengeschichte [Siehe: Hier]

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 901 Lausitzer Braunkohlenwerke [Siehe: Hier]

Literatur

Knauth, Friedrich: Brikettfabriken in der Lausitz. Ein Streifzug durch mehr als 100 Jahre Braunkohlenbrikettierung in der Lausitz. Großenhain 1999.

Sperling, Dieter: Betriebe und Produktionsstätten der Braunkohlenindustrie des Lausitzer Reviers. (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 13). Cottbus 2018.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-5 Sammlung Dr. Günter Grundmann (Detmold)

Abb. 6 http://www.zeno.org/nid/20000608971

Empfohlene Zitierweise

Matador Bergbaugesellschaft mbH, Reppist, publiziert am 20.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.