Plessaer Braunkohlewerke GmbH

Vinzenz Czech

Die Förderung von Braunkohle in der Umgebung von Plessa begann bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die „Grubengesellschaft Agnes, Plessa“ des Berliner Kaufmanns Fritz Feller führte 1894 erste Erschließungsarbeiten für eine Tiefbaugrube durch, die schließlich von der am 1. Juli 1897 gebildeten „Plessaer Kohlenwerke GmbH Berlin“ - ab 1902 „Plessaer Braunkohlenwerke GmbH Berlin, Sitz Plessa“ - übernommen wurde. 1897 begann die Förderung im Tagebau „Agnes“. Anfangs wurden sowohl die Abraumbeseitigung als auch die Kohlenförderung von Hand verrichtet.

Die von den „Plessaer Braunkohlewerken“ errichtete Brikettfabrik nahm ihren Betrieb im Jahr 1901 auf (Abb. 1-3). Sie wurde von der Grube „Agnes“ mit Braunkohle versorgt. Ein kleines Kraftwerk war nur für die notwendige Versorgung mit Dampf zuständig. „Der erste mit Plessaer Briketts gefüllte Waggon fuhr bald darauf mit Girlanden geschmückt zur Kohlengroßhandlung Gustav Schiebel nach Berlin. Von nun an sollte das Geräusch der Brikettpressen, das man am Abend je nach Windrichtung bis in den alten Dorfkern hören konnte, lange nicht mehr verstummen.“ (LMBV 2016, 9).

„Der seit 1910 die Plessaer Braunkohlenwerke leitende Bergwerksdirektor Friedrich von Delius modernisierte den Betrieb, vor allem um die immens hohen Kosten für die Abraumbewegung zu reduzieren. Dazu kamen 100 Arbeiter sowie vier Dampfloks und 61 Abraumwagen zum Einsatz. Da es bereits zu dieser Zeit patentierte Lösungen zum Funktionsprinzip einer Förderbrücke gab, konnte Delius die Gesellschafter der Werke von der Notwendigkeit des Einsatzes eines solchen Großgerätes überzeugen. Im Mai 1924 war Baubeginn, und bereits am 26. September 1924 konnte die weltweit erste Förderbrücke namens „Agnes“ ihren erfolgreichen Probebetrieb im Tagebau aufnehmen (Abb. 4, 5). Als einzige Brücke hatte sie ein eingehaustes Förderband mit einem Heizhaus in der Mitte, das den reibungslosen Lauf des Bandes auch bei Frost gewährleistete. Eine weitere Besonderheit nach dem Umbau 1934 war die einmalige Kombination eines Baggers mit Eimerkette und Schaufelrad sowie der Einsatz eines zweiten Eimerkettenbaggers im Verbund mit der Förderbrücke. Ausgedehnte Tonvorkommen wurden der Förderbrücke schließlich zum Verhängnis. Die Gleisroste der Brücke hatten auf dem instabilen Untergrund keinen Halt mehr und es bestand akute Gefahr für die Beschäftigten.“ (LMBV 2016, 6)

Ab 1926 errichtete in unmittelbarer Nähe der Brikettfabrik der „Elektrizitätsverband Gröba“ ein eigenes Kohlekraftwerk. Die „Plessaer Braunkohlenwerke“ hatten dem Zweckverband dafür einen preisgünstigen, langfristigen Liefervertrag sowie den notwendigen Baugrund angeboten und sicherten gleichzeitig eine gewisse Stromabnahme zu (Abb. 6).

Am 22. April 1945 erreichte die Rote Armee Plessa und besetzte den Ort. Die Brikettfabrik wurde heruntergefahren und die Kohleförderung kam zum Erliegen. Im Gegensatz zum Ort, der schwere Kriegsschäden erlitt, blieb die Anlagen weitgehend verschont (Kahl 2009, 115).

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 901 VEB Braunkohlenwerk Plessa [Siehe: Hier]

Literatur

Baxmann, Matthias: Kraftwerk Plessa. In: Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster (Hrsg.): Ein energiehistorischer Streifzug durch das Elbe-Elster-Land. Kohle, Wind und Wasser. Herzberg/Elster 2001, S. 128-144.

Kahl, Dieter u.a. (Hrsg.): Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte ehemaliger Braunkohlenkraftwerde (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 10). Cottbus 2009, S. 114-117.

Knauth, Friedrich: Brikettfabriken in der Lausitz. Ein Streifzug durch mehr als 100 Jahre Braunkohlenbrikettierung in der Lausitz. Großenhain 1999.

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Plessa/Lauchhammer/Schwarzheide (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 05). 2016.

Sperling, Dieter / Schossig, Wolfgang: Bergbau in der Lausitz – Ein Überblick (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 1). 4. erweiterte und überarbeitete Auflage. Cottbus 2017.

Sperling, Dieter: Betriebe und Produktionsstätten der Braunkohlenindustrie des Lausitzer Reviers (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 13). Cottbus 2018.

Sucher, Herbert / Bartholomäus, Jürgen: Abraumförderung in unserer Region. 1999.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2, 5, 6 Sammlung Dr. Günter Grundmann (Detmold).

Abb. 3 Gemeinfrei.

Abb. 4 Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Plessa/Lauchhammer/Schwarzheide (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 05). 2016.

Empfohlene Zitierweise

Czech, Vinzenz: Plessaer Braunkohlewerke GmbH, publiziert am 17.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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